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Kultur
15.02.2025
17.02.2025 05:40 Uhr

Kunstzeughaus: Neue Ausstellung

Drei Werke, so verschieden wie ihre Künstler: Matthias Bosshart: X- Ray, 2024 (l.), 9,5 mm-, 16 mm- und 35 mm Film, Ölfarbe auf Karton, 29,7 x 21 cm; Urs Frei, Ohne Titel, 2022 (m.), Malerei auf Holzklötzen, 101 x 28 x 25 cm; Adrian Schiess, Vollmond, 2018 (r.), Acryl und Blech auf Leinwand, 60 x 50cm.
Drei Werke, so verschieden wie ihre Künstler: Matthias Bosshart: X- Ray, 2024 (l.), 9,5 mm-, 16 mm- und 35 mm Film, Ölfarbe auf Karton, 29,7 x 21 cm; Urs Frei, Ohne Titel, 2022 (m.), Malerei auf Holzklötzen, 101 x 28 x 25 cm; Adrian Schiess, Vollmond, 2018 (r.), Acryl und Blech auf Leinwand, 60 x 50cm. Bild: zVg/Kunst(Zeug)Haus/Matthias Bosshart/Urs Frei/Adrian Schiess/© 2025 ProLitteris Zurich/Collage: Linth24
«Es ist sehr schön, was du gemacht h…» heisst die neue Ausstellung ab Ende Februar 2025 im Kunst(Zeug)Haus und zeigt Werke von Matthias Bosshart, Urs Frei und Adrian Schiess.

Die Ausstellung «Es ist sehr schön, was du gemacht h…» zeigt Werke von Matthias Bosshart (*1950, Eschlikon), Urs Frei (1958– 2023, Zürich) und Adrian Schiess (*1959, Zürich) und widmet sich deren künstlerischen Austauschmomenten und Überschneidungspunkten.

Abstrakt, farbintensiv, ungewohnt

Abstrakte Arbeiten mit intensiven Farben und ungewohnte Materialkombinationen sind charakteristisch für die drei Künstler, die das erste Mal gemeinsam ausgestellt werden.

Zudem handelt es sich um die erste Ausstellung der Arbeiten von Urs Frei nach dessen Tod im Jahr 2023.

Bosshart, Schiess und Frei – drei Freunde

Der Titel der Ausstellung ist ein Werkzitat von Bosshart und nimmt Bezug auf eine Videoarbeit von ihm. Das Zitat soll im Kontext dieser Ausstellung auch als Ausdruck der Wertschätzung von Bosshart und Schiess ihrem engen Künstlerkollegen Frei gegenüber gelesen werden.

Matthias Bosshart: Die blinde Eule, 2013 (l.), 35 mm Film und Lackfarbe auf Verbundplatte, 122 x 298 cm und «Dann formte sich der violette Rauch in der Morgensonne zu geometrischen Mustern», 2023 (r.), 16 mm- und 35 mm Film, Öl- und Lackfarbe auf Kunststoffplatte, 70 x 61 cm. Bild: zVg/Kunst(Zeug)Haus/Matthias Bosshart/Collage: Linth24

Bosshart und Frei waren eng befreundet und tauschten sich regelmässig über ihre Schaffensprozesse aus. Auch mit Schiess verband sie eine Künstlerfreundschaft.

Immer wieder traten die Künstler in intensiven Dialog über ihre Arbeiten und konstant verfolgten sie das Schaffen der jeweils anderen.

Dem Zitat wohnt zudem eine provokative Note inne: Was bedeutet dieser allzu häufig leicht daher gesagte Zuspruch?

Kunstwerke aus der Sammlung Bosshard

Bosshart, Frei und Schiess waren mit dem Begründerpaar des Kunst(Zeug)Haus, Elisabeth und Peter Bosshard, eng verbunden und wurden vom passionierten Sammlerpaar bis zu Peters Tod 2018 regelmässig gesammelt.

Die Ausstellung zeigt neben neuen Arbeiten von den Künstlern und von Leihgebenden auch Kunstwerke aus der Sammlung Bosshard des Kunst(Zeug)Haus.

Urs Frei: Wandobjekt, ohne Titel, 2022 (l.), Malerei auf Holz und Karton, 66 x 59 x 22 cm und Ohne Titel, 2008 (r.) Acryllack, Papier, Schnur, 34 x 29 x 10 cm, Sammlung Kunst(Zeug)Haus. Bild: zVg/Kunst(Zeug)Haus/Urs Frei/Collage: Linth24

Ausloten von Grenzen

Bosshart, Frei und Schiess loten die Grenze des Mediums Malerei individuell aus. Ein Fokus auf das Material Farbe ist dabei allen drei eigen.

Während Frei bunte Farben expressiv auf diverse Träger und Objekte anbrachte, arbeitet Schiess zugleich additiv und flächig. Er nutzt Farbe nicht als Bedeutungsträger, sondern als Material, das seine visuelle und haptische Aussagekraft abstrakt vermittelt.

Bosshart hingegen nutzt farbige Filmstreifen als Material seiner Bilder. Er sammelt und gruppiert Zelluloidstreifen unter anderem nach Kriterien ihrer Farbigkeit und ordnet sie zu dynamisch rhythmisierten Bildern an. Mit Lackfarben werden diese fest mit dem Untergrund verbunden und ihre malerische Qualität damit zusätzlich betont.

Im Ausstellungsraum des Kunst(Zeug)Haus treten die Werke von Bosshart, Frei und Schiess in Austausch zueinander. In der gemeinsamen, abwechslungsreichen Präsentation wird die ausdrucksstarke Farbigkeit der Werke gesteigert.

Adrian Schiess: Vollmond, 2023 (l.), Öl, Acryl, Papier, Blech auf Aluminium, 25 x 30cm und Coucher du Soleil, 2004 (r.), Lack, Papier auf Aluminium, 52.5 x 62.5 x 6 cm, Sammlung Kunst(Zeug)Haus. Bild: zVg/Kunst(Zeug)Haus/Adrian Schiess/© 2025 ProLitteris Zurich/Collage: Linth24

Puppen von Delia Ferraro im «Seitenwagen»

In der Reihe «Seitenwagen», der Förderplattform für junge Kunstschaffende unter 30 Jahren, präsentiert Delia Ferraro (*1996 in Solothurn, lebt und arbeitet in Bern) eine Werkgruppe von lebensgrossen Stoffpuppen, die hörbar atmen. Die Puppen basieren auf Abdrucken der Körper von engen Freundinnen und Freunden der Künstlerin.

In einem aufwändigen Prozess schafft Ferraro Körperstück für Körperstück ein Abdruck ihres Gegenübers. Dabei ist nicht nur die Körperform individuell, sondern auch die Pose der abgebildeten Person ist charakteristisch für diese.

In einem intimen und intensiven Prozess wählt die junge Künstlerin anschliessend Textilien aus und gestaltet den Figuren damit – einem Overall oder einem Schutzanzug ähnlich – ihre Haut.

Für Ferraro stehen diese Figuren in enger Verbindung zu den ihr nahestehenden Menschen. Es sind eigenständige plastische Arbeiten und zugleich Stellvertreterinnen und Stellvertreter, die in der Künstlerin Emotionen hervorrufen.

Delia Ferraro: Breathing Bodies, 2024. Ansicht: Kunstmuseum Solothurn. Bild: Foto: David Aebi

Ihr Schaffen beschreibt sie als ein In-Verbindung-Treten mit der abgebildeten Person und ein Eintauchen in ihre Beziehung zueinander.

Als Abbildungen ihres persönlichen Umfelds greift Ferraro mit ihrem aktuellen Schaffen Fragestellungen rund um den menschlichen Körper und dessen Abbildbarkeit auf.

Erweiterungen des Porträtierens

Ferraro knüpft an die kunsthistorische Tradition des Porträtierens an. Ähnlich wie beim Porträtieren einer Person, die häufig stundenlang für die oder den Malenden Modell sitzt, entsteht eine Verbindung oder Beziehung zwischen Kunstschaffenden und Dargestellten.

Selten passiert dies mit einer solchen körperlichen Nähe wie bei Ferraro, die die Körperform der entsprechenden Person direkt bei ihr abnimmt.

Darüber hinaus werden die Atemgeräusche der abgebildeten Person aufgenommen und als Teil des Kunstwerks wiedergegeben.

Prominenten Fragestellungen zur Befreiung des Körpers begegnet die Künstlerin mit einem respektvollen, das Individuum ins Zentrum stellenden Umgang und schafft eine Installation, die aufgrund ihrer intensiven Intimität einen Sog der Befangenheit oder gar des Unheimlichen auf das Gegenüber entfaltet.

«Es ist sehr schön, was du gemacht h…». 
Matthias Bosshart, Urs Frei, Adrian Schiess.
Ausstellung vom 23. Februar bis 4. Mai 2025.

Breathing Bodies.
Delia Ferraro.
Ausstellung vom 23. Februar bis 3. August 2025.

Weitere Infos unter www.kunstzeughaus.ch.

Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona/Linth24