Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Kommentar
Region
21.08.2024
22.08.2024 08:28 Uhr

Die spinnen, die Schurnis

Bild: zvg
Die Glaubwürdigkeit der Medien ist im Keller. Daran sind sie selbst schuld. Zumindest bei der Linth-Zeitung. Eine Glosse von Mario Aldrovandi.

Jeweils am Dienstag wird die Linth-Zeitung in einer Grossauflage verteilt, auch an Leute, die das Blatt nicht wollen. Diese Grossauflage ist DIE Gelegenheit auf die wertvolle journalistische Arbeit hinzuweisen. Entsprechend werden wichtige Artikel oft für jeweils Dienstag aufbewahrt und erst dann publiziert. Sie sollen die Front zieren, das Interesse auch der vielen Nicht-Abonnenten wecken und die Kompetenz der Redaktion beweisen.

Das kann aber auch in die Hosen gehen. Zumindest dann, wenn eine Story so dünn ist wie die Kohlsuppe, die in russischen Gefängnissen verabreicht wird.

Heute springt auf der Frontseite der Linth-Zeitung diese Schlagzeile ins Gesicht: «Schulen in der Region müssen wegen Radon-Gefahr handeln». Radon – eine radioaktive Substanz, die eingeatmet viele Jahre später eventuell Krebs verursachen kann – gebe es insbesondere in Kindergärten, heisst es im Untertitel.

Nun was ist also dran an der Geschichte, dass «die Region» wegen «Radon-Gefahr» handeln muss? Im Zeitungstext werden die Zahlen geliefert:

Gemessen wurden die Radonwerte in 830 Räume im ganzen Kanton – in 64 Räumen wurden die Richtwerte überschritten – in 47 wurden Gegenmassnahmen bereits erledigt – in 10 ist nichts nötig. Es bleiben von den 830 Räumen also 7 übrig. Das sind 0,85% aller Messungen. Eine der erhöhten Werte wurde in Kaltbrunn festgestellt. In einer Turnhalle, aber man wisse nicht mehr, in welcher und die Messung fand 1995 also vor 29 Jahren statt. Und, soweit man weiss, halten sich in diesem Raum auch keine Personen auf.

Ebenfalls kein Problem sind die Radonwerte in anderen Gemeinden des Linthgebiets, denn an den meisten Orten hält sich niemand auf und wo sich niemand aufhält, gibt es auch kein Problem.

Von der Schlagzeile: «Schulen in der Region müssen wegen Radon-Gefahr handeln» bleibt also nichts übrig. Ausser – ein Scherbenhaufen an Glaubwürdigkeit.

Mario Aldrovandi, Linth24