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23.07.2024

Imker kämpfen mit «Betonhonig»

Niklaus Geiger bei der Imkerarbeit
Niklaus Geiger bei der Imkerarbeit Bild: Ulrike Huber
Die nassfeuchte Witterung in diesem Jahr sowie ein übermässiges Auftreten von Blatt- und Schildläusen, die den bei den Bienen begehrten Honigtau absondern, hat das Phänomen zur Folge, dass der Honig derzeit öfter fest als flüssig ist. Imker sprechen von einem Zehnjahresphänomen.

Anders als in «normalen» Jahren finden manche Imker im Rheintal in den Waben ihrer Bienenstöcke derzeit mehr festen als flüssigen Honig. Honig, den man kaum aus der Wabe herausbekommt. Der auch als «Betonhonig» oder «Zementhonig» bezeichnet wird. Dieser wird in der Wabe fest, kristallisiert aus und lässt sich nicht schleudern. Man müsste ihn direkt aus der Wabe oder mitsamt der Wabe essen.

Schild- und Blattläuse auf einer Fichte Bild: shutterstock.com

Übermässiges Auftreten von Läusen

Was ist die Ursache für dieses Phänomen? Niklaus Geiger, Präsident des Imkervereins Unteres Rheintal und begeisterter Hobbyimker, kennt die Antwort: «Die Standorte der Bienenvölker im Rheintal sind ganz unterschiedlich betroffen. Während jene, die weiter von Fichtenwäldern entfernt sind, ganz normalen flüssigen Honig ernten können, haben jene in der Nähe von Fichtenwäldern mit dem festen Honig zu kämpfen.» Grund dafür ist ein in grossen periodischen Abständen von etwa zehn Jahren zu beobachtendes übermässiges Auftreten von Blatt- und Schildläusen, die den bei den Bienen begehrten Honigtau absondern.

Die Insekten produzieren mit ihren Ausscheidungen den «Honigtau» Bild: shutterstock.com

Der Beton-, Zement- oder Melizitosehonig ist ein Waldhonig, welcher die Bienen aus Honigtau gewinnen, der aus den zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukten von Blattlausen stammt. Melezitose ist ein Dreifachzucker bestehend aus zwei Molekülen Glucose und einem Molekül Fructose.

Der «Melitizosehonig» kristallisiert bereits in der Honigwabe Bild: Ulrike Huber

Schon im Honigraum kristallisiert

Überschreitet die Konzentration an Melezitose im Waldhonig etwa 10%, so kann der Honig schon im Honigraum des Bienenvolks kristallisieren. Das bedeutet für die Imkerin und für den Imker eine Menge Arbeit. Die Waben müssen unverdeckelt geerntet werden - und falls ein Schleudern bereits nicht mehr möglich ist - in Wasser eingelegt und anschliessend das Honigwasser entsorgt werden. Die ausgewaschenen Waben kommen dann zurück in das Bienenvolk. Zudem fliesst der Honig nach dem Schleudern kaum mehr durch das Doppelsieb, welches dazu dient, grobe Bestandteile wie Wachsstückchen aus dem Honigkessel fern zu halten.

Die Imker haben mit dem «Betonhonig» viel Arbeit Bild: Ulrike Huber

Ein weiterer Grund für das in diesem Jahr zu beobachtende Betonhonig-Phänomen könnte auch an der feucht-nassen Witterung der letzten Monate liegen. Dann haben die Honigtau-Erzeuger sehr gute Bedingungen, sich zu vermehren. Und die Biene holt und sammelt diesen an und für sich qualitativ sehr guten Honig. Denn auch in normalen Jahren sammeln die Honigbienen gelegentlich Honigtau statt Nektar. Dieser stellt dann die Grundlage für verschiedene Honigsorten dar, die als Blatt-, Tannen- Waldhonige bezeichnet werden. Die Farbe und das Aroma dieser Honige variieren je nach Herkunft sehr stark, vor allem bei den von Tannen und Fichten stammenden Waldhonigen. Auch einige Hummelarten sammeln Honigtau.

Gerhard Huber, Rheintal24