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01.07.2024
21.07.2024 06:39 Uhr

Gemeinden im Linthgebiet: Lehrlinge gesucht!

Wunderbare Aussichten als KV-Stift: in Weesen wird auch die Mittagspause zum Erlebnis.
Wunderbare Aussichten als KV-Stift: in Weesen wird auch die Mittagspause zum Erlebnis. Bild: Markus Arnitz, Linth24
Derzeit laufen im Linthgebiet auf den Gemeindeverwaltungen die Ausschreibungen für KV-Lehrstellen. In der Tendenz wird es immer schwieriger, junge Menschen für den Job zu begeistern.

Dass momentan praktisch alle Gemeinden im Linthgebiet auf ihrer Homepage Lehrtöchter oder Lehrlinge für KV-Stellen suchen, hat allerdings nichts mit der «verschärften» Marktsituation zu tun. Die Gemeinden koordinieren die Aktion und schalten die Inserate und Ausschreibungen gleichzeitig auf.

Das KV als hervorragende Basis

Dennoch werde es schwieriger, Jugendliche für eine Lehre auf der Gemeindeverwaltung zu begeistern, sagt Esther Gmür von der Personalabteilung in Kaltbrunn. Dies habe auch damit zu tun, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler den akademischen Weg anstreben: «Wir stellen fest, dass mehr Kinder aufs Gymnasium wollen». Die KV-Lehre habe offenbar an Attraktivität eingebüsst, so Gmür – obwohl sie eine hervorragende Basis für viele verschiedene Berufe sei.

Tendenz zu gymnasialer Ausbildung

Die Tendenz zu einer gymnasialen Ausbildung  stellt auch Manuela Fuchs, Berufsbildnerin in Schänis, fest: «Es gehen mehr Kinder ins Gymi – und viele, die das KV machen, besuchen parallel die Berufsmittelschule. Auch diese Schüler gehen uns als spätere Arbeitskräfte verloren.»

Gleichwohl zeige dies aber auch die Stärke des Schweizer Systems: «Durch den dualen Weg besitzen Lernende praktisch in jedem Alter die Möglichkeit, die Richtung zu wechseln und allenfalls eine akademische Laufbahn einzuschlagen.»

Spürbarer Rückgang in Schmerikon

Auch in Schmerikon sei ein Rückgang an Bewerbungen spürbar. «In den letzten Jahren ist es aber immer möglich gewesen, geeignete Lernende zu finden», sagt die Berufsbildnerin Corinne Zett.

Qualitativ gute Bewerbungen in Gommiswald

Ähnlich präsentiert sich die Lage in Gommiswald, wo vier Lernende ausgebildet werden - im Bereich KV jedes Jahr eine Person, beim Werkdienst/Unterhalt alle drei Jahre.

Gemeindepräsident Peter Hüppi sagt: « Die Anzahl der Bewerbungen hat tendenziell zwar abgenommen, qualitativ erhalten wir jedoch immer noch sehr gute Bewerbungen und wir konnten die Lehrstellen glücklicherweise jeweils gut besetzen».

Sehr frühe Vergabe

Grundsätzlich bezeichnet Hüppi die KV-Lehre auf der Gemeindeverwaltung als «sehr vielseitig und attraktiv». Nicht ideal sei allerdings in gewissen Fällen das Timing: «Lehrstellen werden heute teilweise schon sehr früh vergeben, was aus unserer Sicht eine kritische Entwicklung ist».

Beschränkte Ressourcen in Weesen

In Weesen, dem malerischen Ort am Walensee, ist die Situation allein aufgrund der (beschränkten) Grösse (1845 Einwohner) etwas anders. Dass Gemeindepräsident Marcel Benz persönlich das Telefon auf der Verwaltung abnimmt, zeigt, dass die personellen Ressourcen beschränkt sind. Benz: «Bei uns arbeiten 10 Personen auf der Verwaltung – und 13 insgesamt für die Gemeinde».

Falsche Vorurteile

Benz stellt fest, dass die Gemeinde als Arbeitgeberin bei Jungen an Attraktivität verloren hat. Er führt dies auch auf Vorurteile zurück: «Es herrscht die Meinung, dass es bei uns weniger vielseitig und dynamisch zu und her geht als beispielsweise auf einer Bank». Doch dies sei überhaupt nicht der Fall: «Auf einer Gemeindeverwaltung ist man sehr nahe bei den Menschen und beim Leben. Man hat Kundenkontakt und wird mit Herausforderungen konfrontiert, die jeden Tag anders sind».

Benz würde sich freuen, wenn diese Vorurteile korrigiert würden – auch im Sinne der Jugendlichen: «Wer bei uns eine Lehre macht, erhält ein gute Grundlage und besitzt später alle Möglichkeiten zur Weiterbildung oder auch zu einem Richtungswechsel». Oder mit anderen Worten: Eine Lebensstelle ist ein Gemeindejob schon lange nicht mehr. Aber er kann ein perfektes Sprungbrett werden, um eine schöne Karriere in der grossen weiten (Arbeits-)Welt zu machen.

Thomas Renggli