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27.05.2024
27.05.2024 08:04 Uhr

Keine Chance für Ricken-Tunnel

Bild: suisseplan Ingenieure AG
Die Regierung des Kantons St.Gallen sagt erneut Nein zu einem Strassentunnel zwischen Wattwil und Neuhaus. Am Mittwoch gibt es dazu mehr Informationen.

Wenn an diesem Mittwochabend um 19:30 im Gommiswalder Gemeindesaal Vertreter des kantonalen Tiefbauamtes Red und Antwort stehen, dann ist nicht mit Überraschungen zu rechnen. Die Regierung hat der Idee für einen Rickentunnel ein weiteres Mal eine Absage erteilt und dieses Mal mit selten deutlichen Worten.

All dies ist nachzulesen in der Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage von SVP-Kantonsräten. (Dokumente am Ende des Artikels).

Trotzdem darf man gespannt sein, was die Kantonsvertreter zum Thema Ricken-Verkehr zu sagen haben.

Tunnel bringt zu wenig Entlastung

Ein Tunnel zwischen Wattwil und Neuhaus würde eine Verkehrsentlastung bringen, schreibt die Regierung, aber: «Das Mass der Entlastung liegt allerdings weit unter dem Entlastungspotenzial von lokalen Umfahrungslösungen, da nur übergeordneter Verkehr zwischen der Linthebene und dem Toggenburg den Langtunnel nutzen kann.»

Ein Tunnel würde zwischen 47 und 61 Prozent weniger Verkehr für die lokalen Gemeinden bringen. Konkret: Ricken: Minus 50%; Betzikon: Minus 61%; St.Gallenkappel: Minus 47%.

Bei einer lokalen Umfahrungsstrasse wäre die Verkehrsreduktion grösser, nämlich 65 bis 84 Prozent. Konkret: Ricken Minus 84%, Betzikon Minus 84 %, St.Gallenkappel Minus 65%.

Rickenpass bleibt heikel

Auch bei einem Tunnel würde der Rickenpass immer noch stark befahren werden. Die heute bekannten Probleme im Winter und die häufigen Unfälle wären damit nicht einfach vom Tisch. Sie müssten so oder so angegangen werden. Das gilt auch für die von den SVP-Kantonsräten angesprochenen Themen wie «Unverständnis für landwirtschaftlichen Verkehr», «Sicherheitsprobleme für den Fuss- und Langsamverkehr», «Lärm, Littering und Pneu-Abrieb». All das ist zu lösen, egal ob bei einer Umfahrungsstrasse oder einer Tunnel-Lösung.

Kein Vorstoss auf Schweiz Ebene

Auf Granit beissen die Kantonsräte mit ihrem Vorschlag, man möge einen Rickentunnel «als Verlängerung der Autobahn A15 beim Bund eingeben».

Die Regierung verwirft diese Idee in Bausch und Bogen:

Erstens wäre «ein Rickentunnel keine Verlängerung der bestehenden A15, sondern vielmehr ein nur einseitig ans Nationalstrassennetz angeschlossenes und somit der Philosophie der Nationalstrassen widersprechendes Strassenstück (‘Stumpenstück’)».

Und zweitens wurden die landesweiten Autobahnpläne im eidgenössischen Parlament lange diskutiert und gültig beschlossen. Diese Pläne können nicht einfach mit unausgereiften lokalen Argumenten über den Haufen geworfen werden.

Natürlich sagt das die Regierung eleganter, aber genauso scharfzüngig:
«Weil deshalb auf Bundesebene die Erfolgsaussichten für eine Aufnahme ins Nationalstrassennetz kaum gegeben sind, insbesondere aber aufgrund der durch einen Ricken-Strassentunnel nur reduzierten Entlastungswirkung entlang der heutigen Rickenstrasse, sieht die Regierung aktuell keinen Anlass, dem Bund einen Antrag auf eine Neubeurteilung des Nationalstrassennetzes zu stellen.»

Mario Aldrovandi, Linth24