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Kaltbrunn
26.03.2024
25.03.2024 14:37 Uhr

Über 70 Jahre für die Schule da

Gerold Rüegg (l.) und Thomas Grünenfelder.
Gerold Rüegg (l.) und Thomas Grünenfelder. Bild: LinthSicht, Nr. 104/März 2024
Vor über 35 Jahren nahmen Gerold Rüegg und Thomas Grünenfelder ihre Tätigkeit als Sekundarlehrer an der Oberstufe Kaltbrunn auf – und noch immer engagieren sich beide an der Schule.

Ihr ursprüngliches Berufsfeld hat sich allerdings mindestens teilweise verändert. Thomas Grünenfelder führt seit bald 18 Jahren als Schulleiter die Oberstufe Kaltbrunn und unterrichtet noch ein paar Lektionen. Gerold Rüegg arbeitet zu 50 % als Dozent für Mathematikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen und zu 50 % als Klassenlehrperson an der Oberstufe Kaltbrunn.

Die LinthSicht hat sich mit den beiden langjährigen Lehrpersonen unterhalten.

Als junge Studienabgänger habt ihr eure Unterrichtstätigkeit an der Schule Kaltbrunn aufgenommen. Welches sind die wichtigsten Gründe, dass ihr beide nach über 35 Jahren nach wie vor an der Oberstufe Kaltbrunn arbeitet?

Gerold Rüegg: An erster Stelle steht für mich, dass ich mich in Kaltbrunn immer wohl fühlte. Dies hat viel mit der Wertschätzung, dem Wohlwollen und der freundschaftlichen Atmosphäre zu tun, welche hier herrscht, und dem Vertrauen, welches ich vom Schulrat resp. Rektorat und Schulleitung immer erhalten habe. Ich durfte stets meine Ideen guter Schule verwirklichen und wurde dabei unterstützt.

Thomas Grünenfelder: Rückblickend freue ich mich, dass die Schule Kaltbrunn den Lehrpersonen stets grosse Freiheiten in entscheidenden Bereichen wie Unterricht oder Anlässen ausserhalb der Schule bot und dass das Wohlwollen und das Vertrauen der Behörden immer spürbar waren. Im Team habe ich mich stets gut aufgehoben und wohl gefühlt. Dies sind Beispiele von Gründen, die man nicht an allen Schulen findet. Und letztlich ist es auch der Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern, der mich am Ort hielt.


Gesellschaft und Unterricht haben sich während dieser Zeit verändert. Welches sind für euch die wesentlichen Veränderungen in der Schule? Wie beurteilt ihr diese Veränderungen?

Gerold Rüegg: Die Anforderungen an ein Bestehen in der Gesellschaft haben sich in den letzten vierzig Jahren radikal verändert. Die Aufgabe der Schule ist es, die Jugendlichen auf diese veränderte Umgebung vorzubereiten. Dabei ist das reine Wissen vermitteln heute weniger zentral als der Aufbau von Strategiewissen und Problemlösekompetenz. Wir müssen den Jugendlichen Werkzeuge geben, mit welchen sie auch in Zukunft in wieder einer komplett anderen Welt bestehen können. Tragfähiges Fundament dazu bieten – wie seit jeher – grundlegende Werthaltungen, an welchen Tag für Tag gearbeitet werden muss.

Thomas Grünenfelder: Die grössten Veränderungen stellten sich über neue Lehrpläne, neue Lektionentafeln oder neue Lehrmittel mit neuen Methoden ein. Die Digitalisierung nahm vor mehr als 20 Jahren schon Einfluss auf den Unterricht. Mit der 1:1-Ausstattung der Kinder mit Geräten und den damit verbundenen neuen Möglichkeiten für den Unterricht ist eine der wohl grössten Veränderungen im Gang. Veränderungen tun einer Schule und Lehrpersonen grundsätzlich gut, denn sie bringen Abwechslung in den Schulalltag. Allerdings ist es wichtig, dass sie zur Weiterentwicklung der Schule beitragen und dass die Lehrpersonen Zeit haben, die Veränderungen zu verarbeiten. In den letzten Jahren folgten Veränderungen teils sehr schnell aufeinander.


Die Arbeit mit Jugendlichen ist anspruchsvoll und herausfordernd. Sind Jugendliche heute «schwieriger» als noch vor 35 Jahren?

Gerold Rüegg: Schwieriger als wir damals können Jugendliche gar nicht sein (lacht). Im Ernst: Sie sind meiner Meinung nach überhaupt nicht schwieriger. Jede Generation ist einfach anders. Was sie aber immer sind: neugierig auf das Leben, interessiert am Austausch und in meiner Wahrnehmung immer sehr liebenswürdig.

Thomas Grünenfelder: Nein, die Jugendlichen von heute sind nicht anspruchsvoller. Sie haben heute andere Themen, die sie beschäftigen und die sich auf den Schulalltag auswirken. Damit müssen sich die Lehrpersonen und letztlich die ganze Gesellschaft auseinandersetzen.


Was freut euch in eurer jetzigen Arbeit an der Schule Kaltbrunn am meisten?

Gerold Rüegg: Ganz einfach der tägliche Unterricht. In der Stunde stehen und mit den Jugendlichen schauen, wie der vorbereitete Unterricht funktioniert – arbeiten, streng sein, lachen, vorwärtskommen.

Thomas Grünenfelder: Ich arbeite zu etwas über 90% als Schulleiter und unterrichte noch ein paar Lektionen. Diese Lektionen schätze ich sehr, da sie mir den direkten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern bieten und ich noch mein ursprüngliches Kerngeschäft, nämlich unterrichten, praktizieren darf. An der Arbeit als Schulleiter gefällt mir der Kontakt zu den Lehrpersonen, den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern sehr.


Geri und Thomas, wir danken euch für das Gespräch. Noch viel mehr danken wir euch aber für euer langjähriges Engagement und für die Treue an der Schule Kaltbrunn.

LinthSicht, Nr. 104/März 2024