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Rapperswil-Jona
09.03.2024
01.04.2024 18:19 Uhr

Der Untergang der alten Badi Lido

Bild: Linth24
Der Untergang der Badi Lido begann an Weihnachten 2019, als der Stadtrat das von den Bürgern bewilligte Neubau-Projekt «Blitz» drei Monate vor Baustart in Eigenregie einstellte. Ende 2022 liess er die Badi dann ganz abreissen. Für 75 Millionen Franken ist nun ein Neubau geplant.

Der Stadtrat von Rapperswil-Jona hat zu diesem Bericht eine Gegendarstellung verlangt. Siehe am Ende dieses Berichts.

Dieser Artikel ist auch im
Linth24 Magazin publiziert, welches in
Rapperswil-Jona in alle Haushalte verteilt wurde.

Am 25. November 2018 bewilligte die Bürgerversammlung den Neubau der Badi Lido für 27,5 Millionen Franken. Am 15. September 2019 feierten Ex-Bauchef Furrer und Stadtpräsident Stöckling mit dem Fest «Bye-Bye Lido» das Ende der alten Badi und den bevorstehenden Neubau. Nur drei (!). Monate später, kurz vor Weihnachten 2019, stoppte der Stadtrat den Neubau. Es gebe Mehrkosten und die Stadt habe die Planung nicht im Griff. 2,5 Millionen Franken Planungskosten waren verloren.

Stadtrat will schliessen

Parallel zum Projektabbruch teilte der Stadtrat mit, die Badi bleibe geschlossen. Doch die Bevölkerung trat dagegen an: Die Petition von Bianca Brunner zwang den Stadtrat dazu, die Badi offenzuhalten. Und so kam der Rat auf die Idee, für gegen 8 Millionen Franken ein Badi-Provisorium zu bauen. Das Volk verstand das nicht und lehnte den Vorschlag im Dezember 2021 ab. 

Auf den Bagger sitzen

Das schien den Stadtrat zu frustrieren. Er verkündete danach, die Badi werde definitiv abgerissen. Der Stadtpräsident liess dazu wissen, er werde beim Abriss persönlich auf den Bagger sitzen. Doch die Bürger gaben immer noch nicht auf und starteten eine weitere Motion mit über 1000 Unterschriften. 

Die Rosskur

Jetzt griff der Stadtrat zur Rosskur. Anfang 2023 machte er die Badi trotz Motion platt. Er teilte auf einmal mit, das Badi-Restaurant sei einsturzgefährdet, obwohl die Stadt in dessen Kellerräumen noch ungeniert öffentliche Volksbesichtigungen durchführte. Statische Berechnungen zum offenbar einsturzgefährdeten Badi-Restaurant legte der Stadtrat keine vor, dafür kurzfristig organisierte Briefe von anonymen Baubüros. 

Stadtpräsident Martin Stöckling am «Bye-Bye Lido» Fest. Bild: Linth24

Falschaussagen zur Badi Lido


Den Abbruch der Badi Lido Ende 2022 begründete der Stadtrat mit vielen Falschaussagen. Linth24 fasst sie zusammen:  

Falschaussage 1: Der Stadtrat verkündete mehrfach, das Schwimm­becken der Badi sei defekt. Das war falsch. Es war nie defekt und konnte stets problemlos aufgefüllt werden.

Falschaussage 2: Mehrfach teilte die Stadt mit, die Wasserqualität der Badi genüge den Vorschriften nicht mehr. Auch das war falsch. Das Badiwasser wurde durch den Kanton in allen Tests für gut befunden.

Falschaussage 3: Der Stadtrat tat mehrmals kund, der Kanton erteile die Bewilligung zur Badi Lido nicht mehr. Wieder falsch: Der Kanton erteilte sie jährlich anstandslos.

Falschaussage 4: Der Stadtrat schrieb als letztes Abbruchargument noch, die Badi-Rutsche und der Sprungturm müssten abgerissen werden. Auch das falsch. Es gab dazu 2014 nur eine bauliche Empfehlung, keine Verpflichtung. 

Falschaussage 5: Stadtpräsident Martin Stöckling sagte am 13. Februar 2020 vor über 30 Mitgliedern des Stadtforums, es gebe in der Badi Lido in der kommenden Badesaison Gratiseintritt, weil die Sonnenschirme, die Liegestühle und die Badi-Kassen verschwunden seien.

Falsch. Alles war noch da. Und Stadpräsident Stöckling hatte die Gegenstände bei einer Badi-Besichtigung im Beisein von Zeugen kurz zuvor mit eigenen Augen gesehen.

Gegendarstellung Stadtrat Rapperswil-Jona:

  1. «Die Behauptung im Linth24-Magazin vom 8. März 2024, dass der Stadtrat aus Frust wegen des abgelehnten Projektierungskredits für die Instandstellung der Badi verkündet habe, dass die Badi definitiv abgerissen wird, trifft nicht zu. Der Entscheid war nicht Folge eines subjektiven Empfindens des Stadtrats, sondern Folge des objektiven baulichen Zustands der Badi und die angezeigte Lösung, die auch der Forderung der Opponenten gegen das Badi-Provisorium entsprach.» (S. 8)
  2. «Die Behauptung im Linth24-Magazin vom 8. März 2024, dass das Schwimmbecken der Badi nie defekt gewesen sei und problemlos habe aufgefüllt werden können, trifft nicht zu. Das Schwimmbecken musste jährlich repariert werden, was im Rahmen des betrieblichen Unterhalts auch gemacht worden ist.» (S. 8)
  3. «Die Behauptung im Linth24-Magazin vom 8. März 2024, dass der Kanton die Bewilligung zur Badi Lido jährlich anstandslos erteilt habe, trifft nicht zu. Der Kanton erteilte die Bewilligungen in den letzten Jahren nur noch unter strengen Auflagen (u.a. Beschränkung Besucherzahl, diverse Prüfungen Wasserqualität, Umsetzung Sanierungsstudie).» (S.8)

Linth24 hält an seiner Darstellung fest.

 

Bruno Hug