Den Schock vom 19. März 2023 werden wir nicht vergessen, als die zweitgrösste Bank, die Credit Suisse, in die Zahlungsunfähigkeit rutschte und innert 48 Stunden gerettet werden musste. Bereits früher, im Jahre 2008 ereilte die grösste Bank, die UBS, ein ähnliches Schicksal. Die Vorgänge erinnerten an den Konkurs der Spar- & Leihkasse Thun im Jahre 1991. Einzig in diesem Fall verloren Kunden teilweise ihr Geld. Sonst waren stets der Staat, die Nationalbank oder andere rettende Käufer zur Stelle.
Sterben in Zeitlupe, Finanzkrise und Regionalbanken-Fehler
Die Gründe eines Niedergangs waren unterschiedlich. Bei der CS waren als Ursache ein tiefes Eigenkapital, Bonusexzesse und Verkäufe von Tafelsilber (Liegenschaften), bis nichts mehr da war. Alles war quasi ein angekündigtes Sterben in Zeitlupe. Konzernprüfer und Finanzmarktaufsicht schwiegen lange Zeit. Die Bankenfusion mit der UBS, organisiert durch Nationalbank und Finanzdepartement, rettete das Kundenvermögen. Aktionäre und Inhaber von nachrangigen Papieren erlitten grosse Verluste. Der Name CS wird nach Vollintegration in die UBS verschwinden.
Im Jahre 2008 war eine aussergewöhnliche Finanzkrise auf internationaler Ebene. Sie ging aus von einem Immobiliencrash in den USA, der auch viele Banken nach unten riss. Prominentestes Opfer war die Grossbank Lehman Brothers. Eine zweite Welle erfasste den Süden Europas. Italien und vor allem Griechenland brauchten Hilfe (EU-Rettungsschirme). Der doppelte Sturm erfasste auch die UBS. Nationalbank und Eidgenossenschaft mussten mit einem Hilfsplan unter die Arme greifen, gliederten die Risikoanlagen aus und verkauften diese später gewinnbringend.
Die Regionalbankenkrise von 1990/91 begann mit kräftigen Zinserhöhungen und durch eine inverse Zinsstruktur. Kurzfristige Gelder hatten damals höhere Zinsen als langfristige. Die Banken machten Fehler bei der Refinanzierung. Hypotheken, welche mit kurzfristigen Mitteln finanziert wurden, führten in der Folge zu Verlusten. Die Spar-& Leihkasse in Thun liess man fallen. Hingegen andere Lokal- und Regionalbanken fusionierten oder wurden übernommen, viele im Berner Mittelland und im Rheintal. Die Bank Linth übernahm damals die Bank Sarganserland.
Gegenwärtige Situation und Ausblick
Steigende Zinsen, Eigenkapitalabbau, Liquiditätsabflüsse führen im schlimmsten Fall zu Kettenreaktionen und schliesslich Vertrauensverlust und Kollaps.
Problematisch kann auch das internationale Umfeld sein. Starke Schwankungen von Währungen, Rohstoffe, Aktien und Immobilien sind toxisch. Die gegenwärtigen Kriege in der Ukraine und Gaza beeinflussen die Märkte negativ, speziell im Hinblick auf die Energiepreise. Die Auswirkungen des Klimawandels und des Einsatzes von künstlicher Intelligenz bei Banken sind noch nicht abschliessend abschätzbar. Der Anlegerschutz wurde in den letzten Jahren von CHF 5'000 auf 100'000 stark angehoben. Diese Summe gilt als Einlagesicherung. Alle Kantonalbanken der Ostschweizer Kantone, auch Basel, Freiburg und Tessin haben Staatsgarantie. Die Kantone Genf, Waadt und Bern haben sie aufgehoben, ebenso die Postfinance.
Fazit
Die Zinsen scheinen momentan den Gipfel erreicht zu haben. Die Wirtschaft erholt sich jedoch eher schwach. Die Inflation steigt leicht, aber der Arbeitsmarkt bleibt dynamisch (Fachkräftemangel). Der Schweizerfranken wird als überwertet betrachtet.
Im Moment scheint jedenfalls keine Schweizer Bank gefährdet zu sein. Im Gegenteil, die höheren Leitzinsen der Notenbanken haben auch die Kreditzinsen erhöht (Hypotheken) und führen zu besseren Margen und steigenden Gewinnen. Die Eigenkapitalanteile der Banken sind aber aus analytischer Sicht zu tief. Sogar die Nationalbank ist mit einem Eigenkapital von 7.9 Prozent an der Bilanz relativ bescheiden. Das ist hier jedoch eher ein geringes Problem.