«Sag mir, wie Du ankreuzt und ich sag Dir, was Du bist». Nach diesem Motto haben die Sankt Galler Sektionen des WWF (World Wildlife Fund), des VCS (Verkehrsclub der Schweiz); ProNatura und BirdLife einen Blick auf die Kandidaten für den Kantonsrat geworfen und daraus ein «Rating» erstellt.
Der Blickwinkel ist allerdings recht eingeschränkt. Von den 1'100 Kandidaten liegen Antworten nur von 176 Kandidaten und Kandidatinnen vor, also von mageren 16 Prozent. Dennoch setzen die vier Verbände die Schlagzeile: «Das sind die umweltfreundlichsten Kandidierenden».
Nur jeder Sechste nahm teil
Die vier Verbände haben es sich einfach gemacht: Sie schickten eine Serie von 21 Fragen an alle Bewerber zu den Themen «Klima, Energie, Konsum und Wirtschaft, Arten- und Naturschutz sowie Mobilität». Beantwortet wurden diese Fragen vor allem von grünen und linken Politikern. Über die Nichteilnehmer gibt man sich empört: «Die SVP-Anwärter:Innen und Parteilosen für den Regierungsrat haben das Rating gar nicht erst ausgefüllt.»
Das Ergebnis einer solchen Umfrage ist so absehbar wie das Amen in der Kirche: Nur wer links von der Mitte ist, verdient das «Umwelt und Tiefreundlich»-Label.
Nur Links von der Mitte ist ok
Dabei sind die Massstäbe ultrastreng. Umweltfreundlich ist nur, wer in mehr als 90% der Fälle die Fragen im Sinne der vier Organisationen beantwortet. Das tun die JUSO (98.3%), die Grünen (95.8%), die GLP (92.8%), die SP (92.4%) und die Junge GLP (91.9%).
Mit einer Zustimmung von «nur» 77% gilt man bereits als «umweltfeindlich». Originalzitat aus dem Text: «Ab der Mitte ist man eher umweltfeindlich. Bei den Parteilosen, der Mitte, der EVP, der FDP nimmt die Zustimmung für Umweltthemen in dieser Reihenfolge ab (77.4%-61.6%).»
Nur wenig Aufwand
Die geringe Anzahl von Teilnehmern ist der eine Grund, weshalb diese Art von Rangliste fragwürdig ist. Der andere Grund ist die Art der Datenerhebung. Es basiert auf Treu und Glauben und nicht auf dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten.
Zumindest bei den Wiederkandidierenden hätte man sich die Mühe machen dürfen, das reale Abstimmungsverhalten im Kantonsrat zu beleuchten. Darauf wurde verzichtet. Vermutlich weil die Arbeit dafür zu gross war.
Was bleibt sind Schlagzeilen, die fett sind, aber keine Muskeln und wenig Substanz haben.