Martin Diener von Radio Zürisee eröffnete den Abend gleich mit einem Witz, bei dem man sich fragen musste, ob Lachen oder Weinen angesagt ist: Es sei schön, bis 100 zu leben, aber die Vorsorge sei nur bis 90 berechnet. Kaum eine andere Aussage zeigt das Dilemma im Gesundheitswesen besser.
Echtzeit-Umfrage
Kein Wunder, war der Saal im Dorftreff Eschenbach bei diesem Thema bis auf den letzten Platz besetzt. Um die Anwesenden auf die Podiumsdiskussion einzustimmen, wurden diese mit einer interaktiven Präsentation, dem Mentimeter, zeitgleich in eine Umfrage eingebunden.
Fragen waren zum Beispiel «Was ist Ihnen bei der Gesundheitsversorgung wichtig?»
oder «Wie lange sind Sie bereit, auf einen Termin beim Arzt zu warten? (kein Notfall)»
Jeder konnte mit seinem Mobiltelefon den QR-Code scannen und live die eigenen Voten abgeben. Die Resultate waren ich Echtzeit sichtbar und bildeten die Grundlage für die weitere Diskussion.
Hausärzte fördern
Martin Diener kam gleich auf den Ärztemangel zu sprechen. Die Meinungen der Ärzte und Ärztinnen unter den Podiumsteilnehmern; Regierungsrat Bruno Damann, Yvonne Gilli und Karen Peier; zeigten ein klares Bild: die Ausbildung, Stärkung und Förderung von Hausärzten sei zentral für Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen. Diese müssten in der Schweiz ausgebildet werden. Ein grosser Vorteil sei zudem die kommende Rolle des Advanced Practice Nursing. Als Advanced Practice Nurses sind diese dazu befähigt, in einem Spezialgebiet der Patientenversorgung oder der Gesundheitsprävention sowohl praktisch als auch wissenschaftlich tätig zu werden und Leitungsfunktionen einzunehmen. Ein weiterer wichtiger Faktor, um die Attraktivität von medizinischem Fachpersonal sicherzustellen, ist, dass diese einen substantiellen Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit erhalten.
Fachkräftemangel im Pflegesektor
Yvone Gilli (FMH) und Cornelia Hartmann (SBK) wiesen eindrücklich auf die immense Arbeitsbelastung der Pflegekräfte hin. Man könne deshalb die Leute zu wenig im Beruf halten. Pflegekräfte seien gut ausgebildet, würden aber nur 3-4 Jahre im Beruf bleiben. Die Gründe sind vielfältig. Es ist immer noch ein Frauenberuf, viele haben Familie. Ein weiterer Knackpunkt ist der Schichtbetrieb, der zu wenig gut abgegolten wird. Hinzu kommt mangelnde Wertschätzung, zunehmend auch von Patientenseite und die oft starren hierarchischen Strukturen in den Spitälern. Man müsse Bedingungen schaffen, welche die Freude am Beruf erhalten, so würden die Pflegefachleute auch bleiben.
Spitaldirektor Stefan Lichtensteiger nahm den Faden auf und stellte klar, dass ein Spital von der interdisziplinären Arbeit zwischen Ärzten und Pflege lebe. Man könne nicht auf Schichtarbeit verzichten, ein Spital sei ein 24-Stunden-Betrieb. Man sei daran, Wege zu finden, um die ungeliebten Dienste anders zu gestalten und zu entlöhnen. Karen Peier meinte, APN werde in der Praxis schon umgesetzt. Mehr Zeit für die Pflegenden zu haben, komme sehr gut an. Ärzte, die das nicht gewohnt seien, müssen lernen, zu delegieren. APN’s bekommen von Seiten der Ärzte genug Wertschätzung, so Cornelia Hartmann, bei den Spitalleitungen gebe es noch Nachholbedarf.