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Kanton
22.01.2024

Gewalt in St.Galler Spitäler

Das Kispi musste zwei Nachtportiers einstellen.
Das Kispi musste zwei Nachtportiers einstellen. Bild: zVg
Das Spitalpersonal vom KSSG und Kispi muss sich einiges bieten lassen. So viel, dass der Kispi-Sicherheitsdienst aufgestockt werden musste.

Die letzten Jahre über standen das Pflegepersonal der Schweizer Spitäler stark im medialen Fokus. Sei es wegen Corona, dem Fachkräftemangel oder der Überlastung durch Patienten.

Auch wenn dieses Problem nun abgenommen hat, zeichnet sich bereits ein Neues am Horizont ab. Tätliche und sexuelle Angriffe auf das Personal. Im Ostschweizer Kinderspital ist das Problem bekannt – und es werden Massnahmen ergriffen.

Fehlender Respekt, Ungeduld, Drogen

Philipp Lutz, Sprecher des KSSG, sagt auf Anfrage vom «St.Galler Tagblatt», dass es zu differenzieren gilt. Verbale Aggressionen und renitentes Verhalten von Patienten sei häufig durch psychische Erkrankungen und den Gebrauch von Suchtmitteln zu erklären. Besonders im Notfallzentrum hätten solche medizinisch begründbaren Fälle zugenommen.

Auch der fehlende Respekt und einfach die Ungeduld können insbesondere auf dem Notfall zu einer angespannten Situation führen. Das gilt auch für Nächte und Wochenenden, da dann meist Alkohol und andere Drogen im Spiel seien. Glücklicherweise konnte hier aber keine markante Erhöhung an Drohungen und Gewalt festgestellt werden.

170 Fälle

«Das führen wir unter anderem auf den eigenen Sicherheitsdienst und auf unser gut geschultes Personal zurück», so Lutz. Im Schnitt 170x sei der Sicherheitsdienst im letzten Jahr demnach alarmiert worden. Das gilt auch wenn jemand suizidgefährdet war oder sich selbst verletzen wollte.

Das Sicherheitskonzept und der -Dienst hätten sich gut bewährt. Vorschriften müssten nicht verschärft werden. Und auch die Polizei musste lediglich zwischen 1 und 9x ausrücken. Fälle mit tatsächlicher Gewalt sind demnach selten, aber jeder Fall sei einer zu viel, sagt Lutz.

Nachtportiers fürs Kispi

Anders sieht es aber im Kinderspital aus. 2022 gab es rund 50 Vorfälle. Mehr als die Hälfte aus dem Kindernotfall. 8x musste die Polizei eingeschaltet werden. Für 2023 stehen noch keine Daten bereit.

Auslöser sind zumeist männliche Angehörige, die ihre Ungeduld im Wartezimmer mit Beschimpfungen, Drohungen und Tätlichkeiten gegenüber dem Personal kundtun.

Auch dazu tragen die Sprachbarriere oder die unterschiedlichen Einschätzungen einer Situation zwischen Angehörigen und Personal bei. Dies sagt Willi Büchel, Leiter des Sicherheitsdienstes. Aus diesem Grund mussten zwei Nachtportiers eingestellt werden.

Das Problem ist zwar bekannt, aber es verschärfte sich in den letzten Jahren, so Büchel. Dennoch zeigen die Massnahmen Wirkung. Fremdsprachige Plakate weisen auf die Wartezeiten hin. Und ein ständig präsenter Sicherheitsmann unterdrückt die hochkochenden Gefühle.

StGallen24