Die Ballone ermöglichen das Erheben in die Lüfte, sind aber nach wie vor weit von einem eigentlichen Vogelflug entfernt. Der wohl erste Schweizer, der frei wie ein Vogel durch die Lüfte segeln wollte, war der Drucker und Uhrmacher Jakob Degen (1760-1848) von Liederswil im Kanton Baselland. Im Jahre 1807 stellt er sein selbstgebautes Fluggerät im Grossen Saal der Universität Wien vor. Mit Hilfe von Muskelkraft und zwei Flügeln mit je 6.5 Meter Spannweite hebt er 15 Meter in die Luft ab und schwebt für ca. 30 Sekunden.
Das Problem: Ähnlich wie bei den Montgolfiers zuvor fehlt ihm die Möglichkeit, sich in der Luft in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Dies sollte erst ungefähr hundert Jahre später dem Basler Arnold Böcklin gelingen. Basierend auf den Forschungen des deutschen Otto Lilienthal (1848-1896) gelingt es ihm, ein steuerbares Fluggerät zu entwerfen. Seine Erfindung bleibt jedoch Theorie, zu einem Flugversuch kommt es nie.
Ungefähr zur gleichen Zeit klettert der deutsche Ingenieur Otto Lilienthal in seinen Segelapparat. Es ist der 9. August 1896, das Wetter ist warm und sonnig, es weht nur leichter Wind. Bereits als Kind hatte er von diesem Moment geträumt. Zusammen mit seinem Bruder Gustav bastelt er verschiedene Fluggeräte aus Holz und Federn. Nach ihrem Studium experimentieren die Brüder weiter, beobachten die Auswirkungen des Windes auf Flügel und starten in Turnhallen mehrere Versuchsreihen. Um die Erkenntnisse dann aber zu realisieren, fehlt ihnen das Geld.
Otto, inzwischen Familienvater, entwickelt einen kleinen Dampfkessel und geht damit in Serie – seine Konstruktion findet reissenden Absatz, aus dem Erlös finanziert er seine Flugversuche. 1889 veröffentlicht er zudem seine Forschungsresultate im Buch «Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst». Seine Flugmaschinen lässt er patentieren unter dem Titel «Normal-Segelapparat», die verkauften Lizenzen halten sich allerdings in Grenzen.