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Leserbrief
Schmerikon
11.12.2023
25.12.2023 14:36 Uhr

Unnötiger Stau an Bahnschranke

Wenn ein Zug durchfährt, ist in Schmerikon  die Bahnschranke mehr als zweieinhalb Minuten unten.
Wenn ein Zug durchfährt, ist in Schmerikon die Bahnschranke mehr als zweieinhalb Minuten unten. Bild: zvg
Wegen der neuen SBB-Doppelstrecke zwischen Uznach und Schmerikon wird Schmerikon zum Stauland. Das ist unnötig, meint Stefan Gschwend und zeigt Alternativen.

Der Jubel unseres Gemeindepräsidenten zur SBB-Doppelspur Uznach-Schmerikon mit der Verdoppelung von Förderkapazität und Wartezeiten an der Barriere der SBB per 10.12.2023 hält sich verständlicherweise in Grenzen https://linth24.ch/articles/220691-keine-freude-an-doppelspur

Da wurde einerseits massiv in den Ausbau der Infrastruktur investiert und andererseits – für den Laien zumindest – keinerlei Augenmerk an eine, den neuen Verhältnissen angepasste, Signalisationsänderung zur Verkürzung der Barriereschliessungszeiten gedacht.

Unnötig lange Wartezeit

Zumindest lässt nachfolgender Text diesen Verdacht zu: Denn laut der Antwort vom BAV-Sicherheitsdienst, Herrn Daniel Jenzer, vom 1.12.2023 «müssen die Signalanlagen der Bahn sicherstellen, dass der Bahnübergang vor einer Fahrtstellung der Bahnsignale für den Strassenverkehr gesperrt ist. Die Zeit ist demnach abhängig vom Standort der entsprechenden Bahnsignale und deren Vorsignale in Abhängigkeit der gefahrenen Geschwindigkeit - die Eisenbahn kann aufgrund der langen Bremswege nicht auf Sicht fahren - und kann deshalb nicht fix festgelegt werden.», und entsprechend der Aussage in der Medienmitteilung unseres Gemeindepräsidenten: «Durch die doppelte Anzahl Zugverbindungen wie bis anhin, wird zukünftig der Bahnübergang 37 Mal an 365 Tagen im Jahr jeweils im Minimum sechseinhalb Minuten geschlossen  sein.»

Es geht auch anders

Dabei machen es gerade die Niederlande mit einer ähnlich engen Bevölkerungs- und Bahndichte vor, wie es auch anders geht. Den technischen Errungenschaften sei Dank, muss mittlerweile nicht einmal mehr das Homeoffice verlassen werden, um sich ein Bild zu machen, wie dort die Handhabe mit den Bahnschranken praktiziert wird: Im holländischen 95‘000-Seelen-Ort Helmond befindet sich eine «Livestream Railcam»: https://railcam.nl  auf welcher der Bahnverkehr nicht nur live, sondern mittels Scrollen auf der Zeitachse zwölf Stunden zurück nachverfolgt werden kann.

Holländer brauchen nur halb so lang

Aus für den Laien unverständlichen Gründen beansprucht das dortige Sicherheitskonzept bei den zu beobachtenden Zugspassagen weniger als die Hälfte der Zeit für das Geschlossen-Halten der Barriere, wenn ein Zug erwartet wird. Dabei befindet sich diese Bahnschranke – analog der Situation bei uns Schmerikon – unmittelbar vor einem Bahnhof und in einer noch dichter besiedelten Umgebung als unser Dorf.

Hinzu kommt, dass diese Bahnstrecke, nicht, wie im Fall unserer Region, nur elektrische Stadler Flirt Niederflur-Triebzüge befahren, sondern auch Güter- und mit Lokomotiven bestückte Züge. 

Umso näher beisammen liegen doch – wiederum aus Laiensicht – die entsprechenden Verzögerungswerte für die auf der Strecke Uznach-Rapperswil fahrenden Züge der Flirt der Firma Stadler Rail https://www.bahntechnik-bahnbetrieb.de/verzoegerungsrechner/ , was eine entsprechend der Ähnlichkeit angepasste Platzierung der Signalisation zuliesse und so möglichst effiziente = zeitsparende Schliesszeiten der Bahnschranke gewährleisten würde.

Ungleiche Kampf zwischen Schmerikon und SBB

Aus Sicht der Medienmitteilung unseres Gemeindepräsidenten aber entsteht eher der Eindruck von einem ungleichen Kampf zwischen zwei Interessenvertretern desselben Volkes. Wie kann es sein, dass in Zeiten von künstlicher Intelligenz und anderen Themen keine Optimierung auf Stufe Bahnschranken-Schliesszeiten erreicht wird und stattdessen mangels Kooperation bereits weitere kostenintensive, die Natur verschlingende Umfahrungsmöglichkeiten ausgearbeitet werden?

Unnötig langes Warten in Schmerikon

«Ein Bild sagt mehr als tausend Worte»: Zwei in den letzten Tagen erstellte Filmdokumente zu den Wartezeiten an den Barrieren von Schmerikon und dem erwähnten Bahnübergang in Holland bringen es auf den Punkt. In Schmerikon scheint die Zeit trotz oder wegen des Doppelausbaus stehen zu bleiben. Ob das nur am Laienbetrachter liegt?

Ohne Detailwissen zu den hintergründigen Sachverhalten bleibt der Eindruck: In der Schweiz scheint der Sicherheitswahn Formen anzunehmen, die über das rationale Denkschema hinausgehen.

Vergleich zwischen Schmerikon und Helmond

Die beiden Videos zeigen, wie man in Holland nur halb so lange braucht, einen Zug durchzulassen, als das in Schmerikon der Fall ist.

Video 1 = Schmerikon in Helvetien

VIdeo 2 = Helmond in den Niederlanden

Stefan Gschwend, Schmerikon