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Benken
01.11.2023
01.11.2023 10:49 Uhr

Seit 60 Jahren ruht der Spalthammer

Arbeiter im Steinbruch Grueb.
Arbeiter im Steinbruch Grueb. Bild: www.benken.ch
Benkner Sandstein war früher sehr begehrt: In verschiedenen Gebieten wurden in den besten Zeiten bis zu 30 Tonnen Steine pro Tag verarbeitet. Ein Rückblick auf vergangene Tage.

Der Benkner Büchel besteht nebst anderen Gesteinsschichten auch aus kalkreichen Sandsteinschichten. Diese bildeten sich vor ca. 23 Millionen Jahren. Der harte Benkner Sandstein war im Mittelalter sehr begehrt und wurde um das Jahr 1230 auch nach Zürich verschifft und für den Bau der Chormauer des Grossmünsters verwendet. Hunderte Jahre später wurden dieser Sandstein auch für die Stützmauer bei der Benkner Pfarrkirche verwendet.

In der Zeit der wirtschaftlichen Krise zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bot besonders die Textilindustrie auch in unserer Gegend immer weniger Arbeitsplätze an. Im Gegenzug wurde der Verbrauch von Naturstein durch öffentliche Aufträge gefördert.

Dies machte sich im Jahre 1927 der aus dem Schwarzwald stammende Josef Kaeshammer-Küttel (1888–1948) zu Nutzen und begann im Häseli in Benken Sandstein abzubauen. Weitere Grundstücke wurden im Ausbeutungsrecht gemietet, so unter anderen in den Gebieten Haslen, Rüti, Bürgli, Grueb oder Fischbach.

Referenzmauer aus Benkner Sandstein an der Landi 1939 in Zürich. Bild: www.benken.ch

Staubiger Fortschritt

Im Jahre 1934 eröffnete Unternehmer Kaeshammer auch in Maseltrangen im Gebiet Amerüti-Dachsluggete einen Steinbruch, in welchem mehrere Maseltrangner einen Verdienst erhielten. Lastautos transportierten die gehauenen Steine zu den Baustellen in der Region.

Als aber die Transporte auf der bekiesten Dorfgasse viel Staub aufwirbelten, die Dorfbrücke und die anstossenden Zäune und Häuser gefährdeten, erhielt dieser Fortschritt einen unerfreulichen Beigeschmack. Der Ortsverwaltungsrat verkürzte die Vertragsdauer von 15 auf 5 Jahre. Auch der Zweite Weltkrieg setzte diesem verheissungsvollen Unternehmen ein schnelles Ende.  

30 Tonnen Steine pro Tag

In den besten Zeiten wurden im Unternehmen Kaeshammer rund 30 Tonnen gemischte Steine pro Tag gebrochen und zu Kleinpflastersteinen in verschiedenen Grössen gerichtet oder zu Schalensteinen und Stellriemen verarbeitet.

Bis zu 40 Arbeiter konnten dadurch den Lebensunterhalt für ihre Familien verdienen. Die Richter wurden meist im Akkord entlöhnt. Sie waren zu jener Zeit die bestbezahlten Arbeiter.

Arbeitsordnung

Für die Arbeiter herrschten klare Bedingungen, welche in einer Arbeitsordnung festgehalten waren. In der Infobox zwei Beispiele.

Art. 3:
Die normale Arbeitszeit beträgt für die Akkordarbeiter, sowie für die übrigen Arbeiter in der günstigen Jahreszeit 10 Stunden; in den Wintermonaten richtet sie sich nach der Tageshelle.
Die Mittagszeit 12 – 1 Uhr wird vom Unternehmer allein festgesetzt und gilt für alle Brüche.
An Samstagen wird die Arbeitszeit bis mittags für alle verlangt. Am Nachmittag kann bei Einwilligung vom Unternehmer bis 5 Uhr gearbeitet werden, insofern es Arbeiter ausdrücklich wünschen.

Art 4:
Bei Schlechtwettertagen ist jeder Arbeiter verpflichtet, auf dem Arbeitsplatz zu erscheinen.
Kann die Arbeit trotzdem nicht aufgenommen werden, so entscheidet der Meister oder zuständige Vorarbeiter über das Verlassen der Arbeitsstelle, wenn es nichts zu verladen gibt.   

Nach dem Tode von Josef Kaeshammer im Jahre 1948 führte sein Sohn Karl (1922–1991) das Unternehmen weiter.

Durch den starken Aufschwung von Beton im Hochbau und von Teer- und Asphaltbelägen im Strassenbau ging die Nachfrage nach Naturstein zurück. Die letzten Steine wurden in Benken im Jahre 1963 im Steinbruch «Fischbach» gebrochen.

Mit Rollwagen auf Schienen wurden die Steine verschoben. Bild: www.benken.ch
www.benken.ch/Linth24