Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
12.10.2023
12.10.2023 17:57 Uhr

Justitia: Beinah-Knast für Nanny

Justitia (Symbolbild)
Justitia (Symbolbild) Bild: Linth24
Mit einem blauen Auge davongekommen, ist eine illegale Nanny in Jona.

Im Dezember 2022 reiste die Holde, nennen wir sie Mary, aus einer Republik im Osten, in die Schweiz. Ob sie wie Mary Poppins vom Himmel fiel, geht aus dem Strafbefehl nicht hervor. Auf jeden Fall landete sie bei einer Familie in Jona. Welche sie als billige Arbeitskraft nutzte. Oder müsste man sagen, ausnutzte?

Die gemäss Strafbefehl Mittellose arbeitete als Kindermädchen für Kost und Logis; als Lohn bekam sie gerade einmal 300-400 Franken im Monat. Das entspricht einem Durchschnittsgehalt in ihrem Herkunftsland. Wenigstens für jene die Arbeit haben und das sind noch längst nicht genug.

Die Verlockung in der Schweiz zu arbeiten war gross.  Obschon sie, wie im Strafbefehl zu lesen ist, «wusste, dass sie in der Schweiz ohne Bewilligung keiner Erwerbstätigkeit nachgehen darf». Trotzdem arbeitete sie vom 27. Dezember 2022 bis am 3. Juli 2023, fünf Tage die Woche von 8-16 Uhr «willentlich und wissentlich als Nanny» bei einer Familie in Jona.

Bei einer Hausdurchsuchung klickten die Handschellen und Mary atmete 2 Tage gesiebte Luft.

Bei der unerlaubten Arbeit blieb es nicht. Statt der für Touristen erlaubten 90 Tage, weilte Mary ganze 189 Tage in der Schweiz. Für 99 Tage unerlaubte Arbeit und illegalen Aufenthalt kassierte Mary vom Staatsanwalt die Quittung: 120 Tage Freiheitsstrafe. Weil nicht vorbestraft, bedingt, mit einer Probezeit von 2 Jahren. Mary ist noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.

Hinzu kommen Gebühren und besondere Auslagen in der Höhe von 500 Franken. Von einer Geldstrafe sah der Staatsanwalt ab. Die Mittellosigkeit von Mary hätte deren Vollstreckung gar nicht möglich gemacht.

So endet das Märchen als Kindermädchen im vermeintlichen Schlaraffenland Schweiz. Ihre «Arbeitgeber» erwartet wohl auch der lange Arm des Gesetzes. Aber das ist eine andere Geschichte.

Markus Arnitz, Linth24