Im Jahr 2000 erlangte Christopher Chandiramani nationale und internationale Bekanntheit. Als Finanzanalyst der Credit Suisse warnte er vor einem drohenden Kollaps der nationalen Fluggesellschaft Swissair. Daraufhin wurde er entlassen, die heilige Kuh der Schweizer Aviatik durfte nicht angetastet werden. Ein Jahr später wurde seine Warnung traurige Gewissheit. Das Grounding der Swissair grub sich als Tragödie tief in die Seele der Schweizer.
Christopher, wie hast Du Deine Zeit als Kantonsrat erlebt?
«Es waren 12 interessante Jahre, spannend war auch die Arbeit in den Kommissionen, dort habe ich zahlreiche überparteiliche Freunde gefunden. Vorher war ich nach der Fusion bereits 10 Jahre in der Geschäftsprüfungskommission Rapperswil-Jona. In der Politik war ich seit der Gründung der Ortspartei, nachdem man einen Kassier gesucht hatte. Das war kurz nach dem Jahr 1997. Schon früher als Schüler hatte ich meinen Schulkameraden die Abstimmungen erklärt. Damals gab es interessante Themen wie Frauenstimmrecht, Ausländerrecht (Schwarzenbach-Initiative), Bundespolizei, Waffenausfuhrverbot usw. Bei Abstimmungen habe ich bis heute an allen teilgenommen, es müssen rund 200 gewesen sein.»
Was waren Deine grössten Erfolge?
«Die Annahme meines Standesbegehrens betreffend eines Negativzinsverbots bei Pensionskassen war für mich ein Highlight. Der Kantonsrat hatte es angenommen mit Hilfe der SVP-Fraktion und der Ratslinken. Standesbegehren werden meistens sehr früh versenkt. Ich durfte nach Bern, um den Vorstoss vor der Wirtschaftskommission des Ständerats zu präsentieren. Schliesslich scheiterte die Vorlage im eidgenössischen Parlament. In Bern ist die «heilige Kuh» Nationalbank, welche Negativzinsen einkassierte, unfehlbar. Des Weiteren wurde der «Schiffsfünfliber», ein Ticketzuschlag, gekillt. Der Kanton Zürich hatte diesen im Alleingang eingeführt, ohne die Seeanstösserkantone St. Gallen und Schwyz zu konsultieren. Ich musste zwar den Antrag zurückziehen. Unsere St. Galler Regierung war nicht begeistert, der ZVV ist zu mächtig, hat später jedoch im Hintergrund verhandelt, so dass dieser «Schiffsfünfliber» nach einer Saison wieder aufgehoben wurde.»
Erfolge sind das Eine, welche Enttäuschungen siehst Du im Rückblick?
«Vieles ist vorbestimmt, auch vom Bundesrecht her, der Einfluss von Kantonsräten ist oft sehr gering. Bezüglich Zuwanderung, Umweltschutz und Finanzen/Steuern besteht ein ausgeprägter Graben zwischen Rechts- und Linksparteien, was oft zu stundenlangen Diskussionen führt. Persönlich hatte ich aber keine Berührungsprobleme mit Andersdenkenden (Linken und Grünen). Auffallend war auch, dass die Grünliberalen ihre fehlende Fraktionsstärke (keine Vertretung in den Kommissionen) mit sehr vielen Wortmeldungen kompensierten und die Session verlängerten.»