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Wahlen 2023
27.09.2023
27.09.2023 08:09 Uhr

Nationalrat Dobler: «Ich möchte Lösungen finden»

Kein anderer Parlamentarier brachte in den letzten acht Jahren mehr Vorstösse durch die Räte als der Freisinnige Marcel Dobler aus Rapperswil-Jona.
Kein anderer Parlamentarier brachte in den letzten acht Jahren mehr Vorstösse durch die Räte als der Freisinnige Marcel Dobler aus Rapperswil-Jona. Bild: zVg
Nationalrat Marcel Dobler sagt, der Slogan «Mehr Freiheit, weniger Staat» sei das Fundament einer erfolgreichen Gesellschaft. Und er wolle kein Populist sein.

Marcel Dobler, Sie waren mit Digitec erfolgreicher Unternehmer, und sind das heute noch. Wie hält man es im langwierigen Parlamentsbetrieb in Bern als Macher aus?

Ich konzentriere mich als Parlamentarier auf Anliegen, in denen ich Einfluss nehmen kann. Deshalb stelle ich schon vor dem Einreichen von Vorstössen sicher, dass sie mehrheitsfähig sind. Dass sich aber – um ein Beispiel zu nennen – mein Vorstoss, dass ausländische Hochschulabsolventen, die in der Schweiz ausgebildet wurden, auch in der Schweiz arbeiten können sollten, nach sieben Jahren immer noch in der Umsetzung befindet, daran werde ich mich nie gewöhnen.

Sie sitzen schon acht Jahre im Nationalrat. Hat Marcel Dobler irgendwann genug oder strebt er nach höheren Weihen – Ständerat oder gar noch mehr?

Ich bin glücklich mit meinem Amt als Nationalrat. Das gibt mir in unserem Milizsystem die Möglichkeit, noch unternehmerisch tätig zu sein. Zudem haben wir im Kanton mit Beni Würth und Esther Friedli zwei noch junge Ständeräte, die unseren Kanton sehr gut vertreten. Für den Aufstieg gibt es also keine Vakanzen, und das ist für mich gut so.

Sie haben zwei Kinder. Ihre Frau ist neben der Familie noch als Anwältin und nebenamtliche Richterin tätig. Sie sind in Projekte und Kommissionen eingespannt. «Frisst» Sie das Nationalrats-Amt nicht auf?

Wenn nicht gerade Wahlkampf ist, entspricht das Nationalratsmandat einem 50%-Pensum. Ich liebe meine Arbeit und empfinde es nicht als Belastung. Ich kann mich für unser Land und meine Werte einsetzen. Das befriedigt. Aber natürlich gibt es wegen des Amtes immer wieder viel zu koordinieren.

«Mehr Freiheit, weniger Staat ist mein Werte-Kompass.»
Marcel Dobler

Sie werben mit dem Slogan «Mehr Freiheit. Weniger Staat». Damit hatte Ihre Partei FDP früher Erfolg. Heute driftet Sie immer wieder nach links. Wollen Sie mit diesem Slogan Ihre Partei auf die alte Linie zurückbringen?

Diese Aussage ist für mich mehr als ein Wahlkampf-Slogan. Sie entspricht meiner Haltung. Sie ist meine Zauberformel, mein Werte-Kompass und das Fundament einer erfolgreichen Gesellschaft. Sich dessen zu besinnen, scheint mir gerade in der heutigen Zeit, in der viel im Wandel ist, sehr wichtig.

Sie treiben viel Sport, waren mehrfach Schweizermeister im Bob und 10-Kampf Was bedeutet Ihnen Sport?

Es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich bleibe damit fit und belastbar. Zudem bin ich heute mit zwei Kindern auch Hockey- und Eiskunstlauf-Dad, was ich jedoch sehr geniesse.

In Ihrer Wahlbroschüre schreiben Sie: «Freiheit bedeutet, dass wir unsere Leben selbstbestimmt leben können.» Aber Ihre Partei hat kürzlich das «Klimagesetz» unterstützt, das massiv in die Freiheit der Menschen eingreift. Kein Problem damit?

Es gibt immer wieder Abstimmungen, bei denen man parteiintern gespalten ist. Dies gilt es zu akzeptieren. Gerade konservative Kantone wie der St. Gallen können hier wie beim CO₂-Gesetz oder dem Verhüllungsverbot von einer Parteihaltung abweichen. Mir ist es wichtig, aufgrund meiner Überzeugung meine Haltung transparent zu vertreten und keine Windfahne zu sein.

«Meine Kolleginnen und Kollegen wissen, dass ich kein Populist bin.»
Marcel Dobler

Welches sind Ihre wichtigsten Erfolge, die Sie in Bern als Politiker einheimsen konnten?

Einen schönen persönlichen Erfolg sehe darin, dass in den letzten acht Jahren kein anderer Parlamentarier mehr Vorstösse durch die Räte gebracht hat. Meine Kolleginnen und Kollegen wissen, dass meine Vorstösse Hand und Füsse haben und ich kein Populist bin. Damit sind parteiübergreifend auch viele Freundschaften entstanden, was mich sehr freut.

Gab es auch Niederlagen?

Natürlich gibt es auch Niederlagen. Aber daraus gilt es zu lernen und unser Land vorwärtszubringen.

Was nehmen Sie sich für die nächste Legislatur vor?

Ich möchte weiterhin helfen, Lösungen zu finden für eine sichere Finanzierung der Altersvorsorge, die wachsenden Gesundheitskosten und der Stromversorgungssicherheit. Ich möchte mein Wissen und mein Netzwerk einbringen. Dazu braucht es Kompromisse und keine Fundamentalopposition.

Interview: Bruno Hug

Bruno Hug, Portal24