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Schweiz
25.09.2023
25.09.2023 14:17 Uhr

Wahl23: Konservative im Aufwind

Nationalratssaal im Bundeshaus in Bern.
Nationalratssaal im Bundeshaus in Bern. Bild: pixabay.com
2019 waren die Grünen Wahlgewinner und Teil des Linksrutsches. Doch gemäss aktuellen Umfragen könnte die Schweiz wieder konservativer werden.

Die grüne Welle bei den eidgenössischen Wahlen 2019 kam nicht aus heiterem Himmel, obwohl die Grünen und Grünliberalen (GLP) damals vom heissen, trockenen Sommer profitierten. Das Klima beherrschte ganz klar den Wahlkampf und die streikenden Schülerinnen und Schüler lösten einen Mobilisierungseffekt aus. Kein Wunder, legten die Grünen 17 Sitze im Nationalrat zu. Auch die GLP konnte vom plötzlich erwachten Klimabewusstsein der Schweizer­innen und Schweizer profitieren (+9 Sitze).

Die SVP hingegen musste Federn lassen. Sie blieb zwar ganz klar wählerstärkste Partei des Landes, verlor jedoch 12 Sitze. Auch die SP (–4 Sitze), die FDP (–4 Sitze) und die CVP (–2 Sitze) schwächelten. Und die BDP versank mit nur noch 3 Sitzen im Nationalrat (–4 Sitze) fast in der Bedeutungslosigkeit.

Die Sitzverteilung im Nationalrat, hier zum Zeitpunkt nach den Wahlen 2019. Die Parteien BDP und CVP fusionierten 2020 zur Partei Die Mitte. Bild: Grafik pat / Daten Bundesamt für Statistik

Doch vier Jahre später sieht die Situation wieder ganz anders aus. Zwar war der Sommer auch 2023 so heiss wie kaum ein anderer, doch das Thema Ökologie hat mit Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation starke Konkurrenz erhalten. Das wirkt sich auch auf das Wahlverhalten der Bevölkerung aus, wie Prognosen zeigen.

Die Mitte holt neuen Schwung

Gemäss dem Wahlbarometer vom September der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft – kurz SRG – kann die SVP beim Wähleranteil ihren Vorsprung auf die anderen Parteien ausbauen. Die Volkspartei könnte damit zumindest einen Teil der Sitzverluste von 2019 wieder wettmachen. Bei den Grünen scheint es hingegen zu einer Korrektur zu kommen. Die Ökopartei dürfte auf hohem Niveau zu den Verlierern der Wahlen gehören.

Leichte Verluste werden laut dem SRG-Wahlbarometer zudem die GLP und die FDP einfahren, während die SP und die Mitte leicht zulegen. Die Fusion der CVP und der BDP im Jahr 2020 zur Mitte scheint der Partei neuen Schwung gebracht zu haben. Dies deuteten schon die Parlamentswahlen im Kanton Zürich im Februar an, bei denen die Mitte 3 Sitze im Kantonsrat dazugewann. Die Mitte könnte beim Wähleranteil gar der FDP im Kampf um den Titel der drittstärksten Partei der Schweiz gefährlich werden. Damit wackelt die Zauberformel im Bundesrat noch stärker als sowieso schon. Die Mitte hat im Bundesrat einen Sitz, die FDP 2 Sitze. Allerdings werden da die Grünen ein Wörtchen mitreden wollen.

Auch eine Wahlumfrage des Medienkonzerns Tamedia und von «20 Minuten», deren Ergebnisse im Juli publiziert wurden, sieht die SVP als Gewinnerin und die Grünen als Verliererin. Stabil bleiben dürfte die SP – sie könnte beim Wähleranteil sogar leicht zulegen.

Doch Prognosen hin oder her: Das letzte Wort haben die Stimmberechtigten, wenn sie am 22. Oktober an die Urne gehen oder vorher brieflich wählen.

Pascal Turin, Zuerich24