«KI ist in aller Munde», kam Sascha Semeraro, Ortsparteipräsident der Mitte Kaltbrunn, am vergangenen Mittwochabend in der Dröschi bei der Begrüssung gleich zum Punkt. Das Thema, so zeigte es der Publikumsaufmarsch, scheint die Menschen zu beschäftigen. Auf alle Fälle wollten sich - vom Senior bis zum jungen Erwachsenen - alle Generationen Infos über die neusten technologischen Entwicklungen, die Anwendungsgebiete und die Gefahren der Künstlichen Intelligenz abholen. Der Abend war denn auch mit spannenden Fakten und Erfahrungsberichten gespickt, bot gleichzeitig durch den live Einsatz von ChatGPT aber zum Schmunzeln anregende Momente.
Maschine kann kein menschliches Gegenüber ersetzen
Psychologe Benjamin Herger zeigte den Anwesenden auf, wie der generelle Medienkonsum eines Menschen – und besonders auch eines Jugendlichen - einhergehen kann mit einer zielführenden, aber auch problematischen Anwendung von KI. Gerade in der heutigen Zeit sei die Individualisierung und die Einsamkeit ein grosses Problem. «KI nutzt man dann, wenn man kein menschliches Gegenüber hat», so Herger. Kann KI Emphathie entwickeln? Hat KI eine Persönlicheit? Kann sie ein Wertesystem entwickeln und zwischen Gut und Böse unterscheiden? Der Experte verneinte diese Fragen. Herger zitierte dafür den Wahlspruch der Aufklärung: «Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu beidenen.» Damit unterstrich er, dass man KI nicht einfach blind anwenden, sondern sich immer wieder kritisch dazu stellen sollte.
Die Vielfalt der Lernwelt leben
Das Bild eines Vulkanausbruchs hält für Kantonsrätin und Schulleiterin Franziska Steiner-Kaufmann Parallelen zum Hype über die Künstlichen Intelligenz bereit. «Es ist viel (Schall und) Rauch dabei. Das Ereignis ist faszinierend und bedrohlich zugleich – und verändert die Landschaft.» Steiner-Kaufmann meinte aber auch, dass KI schon längst Einzug gehalten hat in unser Leben; in Navigationssystemen, bei medizinischen Anwendungen, als Suchprozessor oder gar bei Tinder und Co. Auch in der Schule seien die Lehrpersonen mit der Hausforderung KI konfroniert, denn grundlegende Fragen der Bildungsvermittlung und des Lernens stehen damit in Zusammenhang. Franziska Steiner-Kaufmann möchte keine Abwehrhaltung gegen KI im Schulzimmer und keine Duelle ausfechten gegen eine Maschine, welche in vielen Sparten effizienter sein kann als der Mensch. Vielmehr müsse KI passend eingebunden werden in das kompetenzorientierte Lernen, mit all ihren Möglichkeiten und Grenzen. Die Bildungsexpertin propagierte, die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit KI gut zu begleiten und im Unterricht bewusste Gegenpole zur Digitalisierung mit haptischen Aufgaben zu schaffen.
Werbung wie aus einem Guss
Ebenso unterhaltsam wie verblüffend waren die praktischen Anwendungsbeispiele mit ChatGPT, die Informatiker Marcel Hofstetter dem Publikum präsentierte. Ein paar wenige Stichworte genügten dem Algorithmus beispielsweise, um eine tadellose Werbung für ein Notebook zu generieren.
Nach den umfangreichen Informationen und Inputs fühlte Sandro Morelli, Präsident Mitte Benken, der Referentin und den Referenten im Podiumsgespräch nochmals auf den Zahn. Auch das Publikum konnte sich in dieser Runde einbringen. Vor der Überleitung zum Apéro stellte Morelli schliesslich die fast schon philosophische Schlussfrage: «Wird die Welt mit Künstlicher Intelligenz schlechter oder besser sein?» Franziska Steiner-Kaufmann, Benjamin Herger und Marcel Hofstetter waren sich einig und antworteten unisono: «Nicht schlechter und nicht besser – aber anders.»