Bei den Listen tun sich besonders die Mitte, ehemals CVP, und die GLP hervor. Warum sie dies machen, ist relativ einfach. Jede Person hat einen Bekanntenkreis aus Schule, Beruf und Vereinen. Und wenn man jemanden kennt, nimmt man diese Person vielleicht auf seine Liste oder wirft gleich diese Liste ein. So die Hoffnung der Parteien.
Aber gibt es auch Risiken? Die gibt es.
Bei dieser grossen Menge von Listen könnten einige Leute überfordert oder verärgert sein. Und werfen das Wahlmaterial gleich ins Altpapier oder machen Postizettel daraus (ich weiss, nicht sehr modern im digitalen Zeitalter). Oder sie machen sich die Mühe nicht, alle Namen durchzusehen um zu schauen, ob vielleicht eine ehemalige Schulkollegin auf einer Liste ist. Dann hat sich die ganze Mühe auch nicht gelohnt.
Für die Parteien ergeben sich auch höhere Kosten. Bei einem minimalen Wahlkampf muss ein Prospekt mit allen Namen, Köpfen und Berufsangaben in alle Haushalte verteilt und in den sozialen Medien präsentiert werden.
Im Jargon «Kopfsalat» genannt.
Und dann gibt es noch ein Risiko, dem ich als langjähriger Stimmenzähler öfters begegnet bin: Die Leute nehmen die Haupt- und eine Unterliste einer Partei, streichen einige Kandidaten, damit sie auf 6 Personen im Thurgau und 12 Personen in St. Gallen kommen. Alles gut? Nein, diese Stimme ist ungültig, weil nur eine Liste eingelegt werden darf. Das kommt öfter vor als man denkt, betrifft aber alle Parteien mit Unterlisten.
Man wird im Oktober sehen, ob sich dieses Vorgehen für die Parteien ausbezahlt hat und sie ihren Wähleranteil vergrössern konnten. Und an der Wählerbeteiligung wird man sehen, ob man neue Leute zum Wählen überzeugen konnte. Ich werde rechtzeitig eine Wahlprognose für den Thurgau und St.Gallen abgeben.