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21.08.2023
22.08.2023 15:01 Uhr

Mehr Kapazität für Stadelhofen

Auf nur drei Gleisen muss das riesige Fahrgastaufkommen bewältigt werden. Der Bahnhof Stadelhofen ist punkto Passagiere die Nummer 8 der Schweiz.
Auf nur drei Gleisen muss das riesige Fahrgastaufkommen bewältigt werden. Der Bahnhof Stadelhofen ist punkto Passagiere die Nummer 8 der Schweiz. Bild: Tiia Monto (CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons)
Von Rapperswil-Jona fahren drei S-Bahn-Linien durch den Nadelöhr-Bahnhof Zürich Stadelhofen. Für 1 Milliarde planen die SBB nun ab 2028 den Ausbau. Ziel: 50 Prozent mehr Kapazität.
  • Nicolas Heneghan

Verteilt auf drei Gleisen fahren am Bahnhof Stadelhofen täglich ungefähr 770 Züge an und ab. Rund 80'000 Passagiere steigen in diese Züge ein und aus. Nebst den drei Zuggleisen, auf denen neun S-Bahn-Linien verkehren, gehören zum Stadelhofen noch die Haltestellen Opernhaus und Stadelhoferplatz sowie die Forchbahnlinie. Durch diese hohe Belastung kommt es oft zu Verspätungen. Trotz der engen Platzverhältnisse nimmt der Bahnhof Stadelhofen Rang 8 der meistbefahrensten Bahnhöfen der Schweiz, noch vor Genf und St.Gallen.

Bereits bei geringen Verspätungen beginnen sich die Züge gegenseitig zu ­behindern. Die drei Gleise sind mit stündlich 18 Fahrten pro Fahrtrichtung völlig ausgelastet. Mit dem Bau eines neuen vierten Gleises soll nun die Kapazität und Effizienz des Bahnhofes erhöht werden. Dadurch hoffen die SBB, die Problematik der häufigen Verspätungen zu beheben.

Nadelöhr Bahnhof

Das Bauvorhaben beginnt aber erst 2027 mit der Errichtung eines 2,5 Kilometer langen Tunnels für das unterirdische Gleis 4. Nebst jenem Loch wird ein zweiter Riesbachtunnel gebaut. Mit dem zweiten Tunnel möchte man ein schon lange bekanntes Problem beheben  – die Überkreuzung der Seelinie Stadelhofen–Tiefenbrunnen mit der Winterthurlinie über Stettbach.

Um den Nadelöhr-Bahnhof Stadelhofen effizienter zu gestalten, wollen die SBB auch neue unterirdische Zugänge zum neuen Gleis errichten. So ist geplant, eine Unterführung bei der Abzweigung zur Mühlebachstrasse zu bauen. Es werden zudem drei zehn Meter breite Durchgänge der bereits existierenden unterirdischen Ladenpassage ergänzt.

Umbau der Ladenpassage

Ein anderer Teil des Umbauprojektes beinhaltet die neuen unterirdischen Zugänge zum vierten Gleis. Mit der geplanten Unterführung bei der Abzweigung zur Mühlebachstrasse wird für das neue Gleis ein neuer Zugang gebaut. Es werden ebenfalls drei zehn Meter breite Durchgänge der bereits existierenden Ladenpassage angehängt. Um genug Platz zu schaffen, wird man hier jedoch pro Durchgang ein Ladenlokal opfern müssen.

Stichjahr 2035

Das Erweiterungsprojekt am Bahnhof Stadelhofen ist Teil eines umfangreichen Ausbauschrittes der SBB – genannt AS2035 (Ausbauschritt 20235). Wenn alles gemäss Plan verläuft, wird das neue Gleis bis 2035 in Betrieb genommen. Der Bahnhof Stadelhofen muss dann jedoch noch ein wenig länger durchhalten. Bis 2037 hat man vor, die Bauarbeiten fertigzustellen. Nach den Bauarbeiten werden stündlich 32 Züge pro Fahrtrichtung am Bahnhof Stadelhofen verkehren – fast das Doppelte also wie bis anhin.

Megaausbau geplant

Der AS2035 hat eine Kostenprognose von etwa 12,9 Milliarden Franken. Mit diesem grossen Betrag möchte man den öffentlichen Verkehr der S-Bahnen geschmeidiger gestalten. Nicht nur in Stadelhofen kommt es zu häufigen Verspätungen mit ungünstigen Zugverbindungen. Eine grössere Thematik des AS2035 ist die Ergänzung der Verbindungen zwischen Zürich und Winterthur. Diese Verbindung ist ein Kernstück des regionalen und schweizweiten Bahnverkehrs. Die Bahnkapazität zwischen Zürich und Winterthur wird um 30 Prozent erhöht, auf rund 900 Züge pro Tag. Auch wird im Zürcher Nahverkehr der SBB ein Viertelstundentakt zum Grundtakt bei nachgefragten Strecken. Im schweizweiten Verkehr wird der Halbstundentakt zur Grundfrequenz.

Der «Calatrava-Touch»

Doch zurück zum Stadelhofen: Wie in den 90er-Jahren wurde die Vergabe dieses Projektes durch einen anonymen Architekturwettbewerb entschieden. Damals wurde der Bahnhofausbau an den Architekten Santiago Calatrava vergeben. Am 27. Mai 1990 rollte die erste S-Bahn-Linie in den Bahnhof ein. Zusammen mit dem Tiefbahnhof Museumstrasse, dem Hirschgrabentunnel und dem Zürichbergtunnel bildete der Bahnhof Stadel­hofen den Kern des Netzes der Zürcher S-Bahnen.

Das künstlerische Erscheinungsbild des Bahnhofes hält sich an einen spätklassizistischen Baustil, welchen man in der unterirdischen Ladenpassage oder oben auf der Promenade besonders gut erkennt. Der Bahnhof Stadelhofen zählt, als eines seiner ersten Projekte, noch bis heute als eines seiner bedeutendsten Werke. Jedoch wurde die Erweiterung des Bahnhofausbaus nun anderweitig vergeben – an das Zürcher Büro Giuliani Höger Architekten. Immerhin: Mit ihrem Plan für den Umbau soll das bestehende Bild des Bahnhofes aufrechterhalten werden. Die Konstruktion wird die städtische Umgebung während der Bauzeit nur minimal beeinträchtigen.

Doch der neue Bahnhof wird nicht ganz ohne «ein wenig Calatrava» ausfallen. Der Künstler wurde von der AXA Winterthur mit dem Bau ihres neuen Gebäudes «Zum Falken», dessen Bau schon begonnen hat, beauftragt. Im Gebäude wird es ausserdem eine über drei Etagen verteilte Velostation geben. Ziel davon ist, den Stadelhoferplatz zu entlasten und die Velo-Infrastruktur auszubauen.

Mit dem Ausbau des Bahnhofes Stadelhofen wird der öffentliche Bahnverkehr im Kanton Zürich entlastet und effi­zienter als zuvor gestaltet. Bis zum Schlussdatum 2037 werden häufigere Verbindungen für einen geschmeidigeren S-Bahn-Verkehr sorgen.

Der Stadelhofenausbau ist eingebettet in den Grossausbau in Rapperswil und Winterthur. Bild: SBB CFF FFS
Nicolas Heneghan, Zürich24 / Linth24