Die St.Gallische Kulturstiftung vergibt jährlich einen Kunstpreis an Menschen, die in einer bestimmten Sparte ein herausragendes, überregionales Werk ausweisen. Der diesjährige Kunstpreis, der mit 25'000 Franken dotiert ist, geht an die St.Galler Sängerin Priya Ragu.
Schon immer wollte Priya Ragu Sängerin werden. Ihre traditionelle Erziehung und ihre Selbstzweifel hielten die St.Gallerin mit sri-lankischen Wurzeln lange davon ab, ihren Traum zu verwirklichen. Im Alter von 30 fällte sie schliesslich den Entscheid, der ihr ganzes Leben verändern sollte: Sie kündigte ihren Job und wanderte für ein halbes Jahr nach New York aus. Es hat sich gelohnt: Heute ist sie beim Musiklabel Warner Music unter Vertrag.
Insidern ist die Sängerin aus der Stadt St.Gallen schon längst bekannt. Ragu begeistert mit einem Mix aus Rhythm and Blues, Soul, Hiphop und traditioneller tamilischer Musik. 2021 spielte sie auf dem renommierten Montreux Jazz Festival und hatte einen Auftritt am Open Air St.Gallen.
Mit ihren Songs gehe es ihr darum, Stereotypen infrage zu stellen, wonach sri-lankische Menschen im Wesentlichen allesamt Köche oder Köchinnen, Reinigungskräfte oder Verkäufer und Verkäuferinnen seien, so Ragu. Menschen, auf die man herabblicke. Leute, die man selten beneide oder begehre. Sie sei stolz darauf, wer sie sei. Und ihre Musik zelebriere das.
Engagement weit über den Journalismus hinaus
Der Anerkennungspreis geht an Peter Surber. Er ist im Kanton St.Gallen und seinen Nachbarkantonen seit vier Jahrzehnten der Inbegriff eines Kulturjournalisten. Mit präzisen, ehrlichen und fundierten Besprechungen, Kommentaren und Interventionen leistet er bedeutsame Beiträge zum kulturellen Leben. 1957 in St.Gallen geboren, fasste er schon während seines Studiums im Journalismus Fuss, zunächst im Lokal-, dann im Kulturressort des St.Galler Tagblatts. Aufmerksam, uneitel, unaufgeregt, aber auch hartnäckig und unbequem rezensierte er Aufführungen und Werke fast aller Genres, ordnete Entwicklungen ein, eröffnete neue Sichtweisen und Vernetzungen und hielt beherzt, aber respektvoll Gegenrede. Auch interessierten ihn die regionalen Kulturschaffenden und ihre Aktionsfelder – erst recht, wenn sie wirtschaftlich oder politisch unter Druck gerieten.
55-jährig wechselte er mutig zum Ostschweizer Kulturmagazin SAITEN und verstärkte sein kulturpolitisches Engagement über den Schreibtisch hinaus, etwa bei der IG Kultur Ost. Eine scharfsinnige Videokolumne wie «Schäfers Stunde» zu schreiben und mit dem Tablater Konzertchor geistliche und weltliche Werke zu singen, ist für den skeptischen Optimisten kein Widerspruch: Surbers Wirken galt und gilt weiterhin einem Kulturbegriff, der mit subtiler Mehrstimmigkeit die Welt verstehen und bessere Verhältnisse schaffen hilft.