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Uznach
04.06.2023
05.06.2023 10:15 Uhr

Tag der offenen Tür im Asylzentrum

Hoher Besuch am Tag der offenen Tür im Asylzentrum Uznach: Jürg Eberle, Amtsleiter Migrationsamt SG (l.), Regierungsrat Fredy Fässler, Vorsteher Sicherheits- und  Justizdepartement SG
Hoher Besuch am Tag der offenen Tür im Asylzentrum Uznach: Jürg Eberle, Amtsleiter Migrationsamt SG (l.), Regierungsrat Fredy Fässler, Vorsteher Sicherheits- und Justizdepartement SG Bild: Markus Arnitz, Linth24
Linth24 besuchte das Asylzentrum Uznach am Tag der offenen Tür und sprach mit Jürg Eberle, Amtsleiter Migrationsamt St. Gallen.

Vor 6 Monaten nahm das Migrationsamt das Asylzentrum Linth in Uznach im ehemaligen Pflegeheim vorzeitig in Betrieb. Am Samstag war die Bevölkerung zu einem «Tag der offenen Tür» eingeladen.  Das Interesse war auf beiden Seiten gross. Die Bewohner boten einen persönlichen Einblick in ihr Leben in der Schweiz. Die zahlreichen Besucher konnten sich bei den Führungen ein Bild machen, welches in keiner Weise dem oft zitierten Negativ-Image entspricht.

  • v.l.n.r. Fabian Rosetti, Betreuer; Jasha Wunderli, Betriebsleiter; Stephan Trachsel, Zentrumsleiter Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Für Speis und Trank war reichlich gesorgt. Kulinarisches aus den Ländern der Flüchtlinge Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Für die Kleinen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Gespräche im Schatten zwischen den Kulturen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Alle Besucher bemalten Holzklötze, die dann zu einem neuen Wandbild zusammengefügt werden. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Besucher beim Bemalen der Holzklötze Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Eines von mehreren Wandbildern aus Holzklötzen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der Empfang. Die Bewohner müssen lernen, sich an Öffnungszeiten zu halten. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Schulzimmer Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Fabian Rosetti zeigt auf den Text eines Bewohners, der vor 2 Monaten ! noch völliger Analphabet war Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Ergebnisse des Bildungsprogramms Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Am Tag der offenen Tür erhielten die Besucher Unterricht durch die Flüchtlinge in deren Muttersprache Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Unterricht in der Sprache «Zazaki» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Krankenzimmer: einfach «blau machen» gibt's nicht. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Haus-Apotheke Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Flüchtlinge lernen auch den korrekten Umgang mit Medikamenten Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Linth24: Herr Eberle, weshalb musste das Asylzentrum im Dezember 2022 ungeplant rasch eröffnet werden?
Jürg Eberle: «Es kamen unvorhergesehen viele Flüchtlinge in die Schweiz. Die Bundes-Asylzentren waren rasch am Limit. Wurden bisher ca. 15 Flüchtlinge pro Woche dem Kanton zugewiesen, waren es auf einmal 80. Die Reserven waren ausgeschöpft und wir mussten rasch eine längerfristige Lösung eröffnen. Geplant war der 1. Januar, aber es fehlte noch Personal. Man hatte zuerst 30-40 Flüchtlinge, konnte so Erfahrungen sammeln und das Konzept dann leicht anpassen.»

Welche Flüchtlinge kommen ins Asylzentrum?
«Es sind Flüchtlinge, die in einem erweiterten Asylverfahren sind. Der Bund teilt uns 16 Stunden vorher mit, wieviel Asylsuchende wir übernehmen müssen. Wer das genau ist: Herkunft, Gesundheitszustand, etc. sehen wir dann erst, wenn sie im Kanton ankommen. Es hat keine ukrainischen Schutzsuchenden; diese bekommen den Status "S" und werden direkt den Gemeinden zugewiesen.»

Wie sieht der Alltag im Asylzentrum aus?
«Vom ersten Tag an versuchen wir hier, Integration zu leisten. Im Zentrum haben wir Erwerbstätigkeits-Strukturen. Von Montag bis Freitag von 8-17 Uhr sind die Asylsuchenden eingebunden; entweder in der Beschulung, in der Beschäftigung oder im Hausdienst. Wir führen hier kein Hotel. Die Bewohner lernen, dass Leben und Erwerbstätigkeit in der Schweiz im Falle eines positiven Aufnahme-Entscheids bedeutet, dass von ihnen erwartet wird, sich den Lebensunterhalt selbst erwirtschaften zu können. Im Falle einer Ablehnung und Ausweisung können sie die erworbenen Fähigkeiten in ihren Heimatländern nutzen.»

  • Fabian Rosetti beim Rundgang im Gespräch mit Besuchern Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Fitnessraum. Alle Geräte wurden gespendet. Sport als Ventil und zu Gesundheitsvorsorge Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Dieses Set bekommen alle Neueintritte Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Effekten alles neu eintretenden Flüchtlinge werden 24 Std. tiefgefroren um Krankheitserregern zu eliminieren Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Bewohner lernen die korrekte Abfalltrennung und -entsorgung Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Haniye, Leiterin Nähatelier Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Korrektes Waschen will auch gelernt sein. Mehr Pulver heisst nicht sauberere Wäsche... Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Produkte aus der Holzwerkstatt Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Holzwerkstatt Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Im 3. Stock sind die Familienzimmer Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der Eingang zum Kinderhort wurde von den Eltern selber gestaltet Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Kinderhort für nichtschulpflichtige Kleinkinder. Unter der Leitung einer Fachfrau betreuen die Bewohner die Kinder Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Blick hinunter auf den Festbereich Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Musik darf auch nicht fehlen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Kleiderkammer, alles aus Spenden Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Kleiderkammer, alles aus Spenden Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Asylsuchenden müssen ihre Kleider kaufen. Sie erhalten täglich 4.60 Fr. und lernen, das es nicht alles gratis & selbstverständlich gibt. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Wie sieht die Akzeptanz dieses zu Beginn heftig kritisierten Asylzentrums mittlerweile in der Uzner Bevölkerung aus?
«Anwohner erzählen mir, dass das Asylzentrum eigentlich gar nicht spürbar ist. Die vorgängig geäusserten Vorbehalte haben sich als unbegründet herausgestellt. Es gibt keinerlei Friktionen, sei es strafrechtlicher oder sozialer Natur. Der Fakt, dass sich die Asylsuchenden an Strukturen, Regeln und Anorderungen halten müssen, lässt praktisch keinen Raum für unangebrachtes Verhalten. Die Finanzierung des Zentrums läuft ausschliesslich über den Kanton und entlastet die Gemeinde auch in der Hinsicht, dass sie dadurch selbst weniger Flüchtlinge aufnehmen und finanzieren muss.»

Linth24 traf beim Rundgang auch Gemeindepräsident Diego Forrer, welcher dies bestätigte. Die Gemeinde sei eng vernetzt mit der Kantonspolizei, welche sich in positiver Weise im Asylzentrum präsentiere. Das führe zur Deeskalation und zu besserem Verständnis betreffend Regeln und Konsequenzen im Falle von möglichen Unregelmässigkeiten. Auch gebe es keinerlei Probleme im Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen. Dies sei der Strategie zuzuschreiben, dass bei der Zimmerbelegung bereits auf Integration Wert gelegt wird.

Brot und Spiele

Neben den stündlichen Führungen empfingen die Zentrumsleitung, freiwillige Helfer und die Bewohner die zahlreich erschienenen Besucher mit Kulinarischem aus verschiedenen Ländern, Selbstgebackenem und Getränken, Spielen und einem Posten, an welchem die Besucher einen kreativen Beitrag zum Zentrum leisten durften. Der Austausch mit Besuchern zeigte auch, dass die Sichtweise der Behörden auch der Realität entsprach. Oder wie es einer der direkt neben dem Asylzentrum wohnenden Nachbarn ausdrückte: «Ich habe bis jetzt noch gar nichts bemerkt und absolut keinerlei Probleme mit Bewohnern erfahren oder welche gehört.»

Wie es mit dem Asylzentrum weitergeht, ist eine andere Geschichte. Der Kauf der Liegenschaft durch die Gemeinde ist immer noch Gegenstand von Verhandlungen. Linth24 wird weiter darüber berichten.

 Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sind Namen und Gesichter der Asylsuchenden auf Wunsch des Migrationsamtes anonymisiert.

  • Besucher beim Rundgang. In der Mitte, Gemeindepräsident Diego Forrer. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Geräteraum für den Hausdienst Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • In einem Raum können sich die Bewohner künstlerisch ausdrücken Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Man trifft auf Talente, deren Werke ebensogut in einer Galerie hängen könnten Bild: Markus Arnitz, Linth24 n
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  • Farben und Symbole erzählen Geschichten und lassen tief in die Psyche der Asylsuchenden blicken Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • 6-Bett Zimmer. Im Vergleich mit anderen Zentren ist dieser Raum grosszügig Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Küche. Unter der Leitung des Chefkochs bereiten die Bewohner alle Mahlzeiten zu. Es gelten ausnahmslos die strengen Hygienegesetze und -regeln wie in der Gastronomie! Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Zwei der viele freiwilligen Helfer. Wer mithelfen will, meldet sich bei der Zentrumsleitung. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Markus Arnitz, Linth24