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Kanton
13.05.2023

Lehrermangel: Lösungen gesucht

Im Kanton St.Gallen werden verzweifelt neue Lösungen gegen den alten Lehrermangel gesucht. (Symbolbild).
Im Kanton St.Gallen werden verzweifelt neue Lösungen gegen den alten Lehrermangel gesucht. (Symbolbild). Bild: pexels: Max Fischer
Kündigungswellen erschütterten das St.Galler Schulwesen; der Lehrermangel ist gross. Die Schulen sind auf externe Hilfe angewiesen – sogar Pädagogen aus dem Ausland werden zum Thema.

In acht Wochen ist das Schuljahr um – Pause und Ferienzeit für die Schüler, Kopfzerbrechen und Suche für die Leitungen im Schulwesen. Ende März gab es 221 offene Stellen im Kanton, für die Hälfte davon steht eine Besetzung noch aus.

Wenn sich die Situation nicht bessert, wartet auf Christoph Ackermann eine ungemütliche Sommerpause. «Stellenbesetzungen bereiten mir schlaflose Nächte», wie der Präsident der St.Galler Volksschulträger gegenüber dem «St.Galler Tagblatt» sagte.

Schon länger ist klar: Es herrscht Lehrermangel. Lösungen müssen dringend her, insbesondere da keine Besserung in Sicht sei: «Im September werden es noch mehr offene Stellen sein», so Ackermann. Akut greift man also auf Ersatz-, nicht unbedingt auf Fachkräfte zurück.

Externe Hilfe

Eingestellt werden Quereinsteiger, angeschrieben Pensionierte und angerufen die PHSG. Dort werden Studenten, die sich im letzten Jahr ihrer Ausbildung befinden, ins Schulzimmer beordert. Eine umstrittene, aber teilweise unvermeidbare Massnahme, wie Nathalie Meier, Präsidentin des kantonalen Verbands Oberstufenlehrpersonen Sek I aus eigener Erfahrung berichtet: «Für acht Lektionen in der Woche habe ich keine Wahl und muss die PHSG um Hilfe bitten.»

Für viele Schulen und Regionen ist es schwer. Blickt man über die Kantonsgrenzen hinaus, sind ähnliche Lösungsansätze wie in St.Gallen erkennbar. Auch Luzern will Lehrer aus dem Ruhestand holen, bedient sich aber auch auf dem internationalen Stellenmarkt unserer Nachbarländer.

Zu dieser Massnahme sind die Meinungen auf den St.Galler Führungsposten gespalten. Das Potenzial wäre vorhanden, meint Meier. «Wenn ich eine Stelle ausschreibe, bekomme ich momentan ausschliesslich Bewerbungen von ausländischen Lehrern.»

Angebot attraktiver gestalten

Längerfristig soll die Herausforderung in Angriff genommen werden, einem künftigen Tiefpunkt entgegenzuwirken. Einerseits setzt der Bildungsrat des Kantons St.Gallen bei der Entlohnung an: Unterrichtende Personen ohne Diplom verdienen ab dem neuen Schuljahr 85 Prozent des regulären Lohns – bis anhin waren es noch 75 Prozent.

Daraus erhofft sich der St.Galler Bildungschef Stefan Kölliker, die Stellen attraktiver zu gestalten. Für St.Gallen ist diese Massnahme ausschlaggebend, da der Verdienst für Nicht-Diplomierte tiefer ist als in anderen Kantonen.

Andererseits wird am Bildungsangebot der PHSG geschraubt. Gleich zwei neue Studiengänge ergänzen das pädagogische Ausbildungsangebot ab Herbst 2024 im Bereich Quereinsteiger. Sie sind eine Erweiterung der ohnehin schon bestehenden Teilzeit-Studienformen. Die PHSG ermutigt Praxiseinsätze weiter, da sie die Studiumpräsenz lockert und Stellvertretungseinsätze akzeptiert.

Umstrittene Lösung

Die akuten wie auch langfristigen Massnahmen stossen selbstverständlich auf unterschiedliche Meinungen. Nathalie Meier begrüsst die Unterstützung der PH-Studenten, findet dennoch: «Es kann nicht sein, Studenten aus dem Unterricht fernzuhalten, nur weil wir nicht genügend Lehrer finden.» Das schade der Ausbildung der künftigen Lehrkräfte.

Andere Schulleiter empfehlen das verstärkt praxisorientierte Verfahren gar. Währenddessen sind sich Kommentierende und Kolumnisten im Netz darüber einig: Das «akute» Problem sei gar nicht so akut – ein Lehrermangel entstehe nicht von heute auf morgen.

sir/stgallen24 / Linth24