Der Film «Unser Vater» von Miklós Gimes (wir berichteten) bewegt, vor allem in unseren katholischen Landen. Die Dokumentation über die Lebensgeschichten der sechs Kinder des Pfarrers Anton «Rempen-Toni» Ebnöther aus dem Wägital und ihrer Mütter feierte am Dienstagabend in der Cineboxx in Einsiedeln Premiere. Das Interesse war gross, die 250 Plätze des Kinos besetzt, Kurzentschlossene mussten abgewiesen werden. Im Anschluss an den rund einstündigen Film diskutierten zwei seiner Kinder – Monika Gisler und Adrian Meier –, Pater Philipp Steiner, Regisseur und Autor Miklós Gimes unter der Leitung von Johanna Mächler, Redaktorin beim «March-Anzeiger» und «Höfner Volksblatt», die speziellen Lebensgeschichten und die weitreichenden Folgen für die Betroffenen.
«Charismatisch, gut aussehend»
Wer war dieser «Rempen-Toni»? Er habe verschiedene Seite gehabt, so Autor Gimes, der den Protagonisten nicht persönlich gekannt hat. «Charismatisch, gut aussehend, als Geistlicher hat er Projekte injiziert, an denen viele Gläubige Freude gehabt haben, aber er hat Grenzen überschritten.» Doch: «Die Kirche hat ihn beschützt, er hat sich hinter der Kirche versteckt.» Dass die 1950er-Jahre eine andere Zeit gewesen ist, dürfe nicht als «Unschuldssiegel» verwendet werden.
Wehmut und Unverständnis
Ganz unterschiedlich gehen die Kinder mit ihrem Vater um. «Als Mann mit vielen Facetten» beschrieb Monika Gisler ihren Vater. Eindruck hinterlassen haben bei ihr die gelegentlichen Besuche während der Kindheit, an denen Ebnöther sie herzhaft umarmt habe, «und da zeigten sich Tränen in seien Augen». Sie sei froh, müsse sie nicht urteilen. Adrian Meier wirft ihm vor allem vor, dass seine Mutter «chrampfen» musste, um die zwei Kinder – seine Schwester ist ebenfalls ein Ebnöther-Kind – durchzubringen, während er sich nicht darum gekümmert habe.
«Kirche hat eine schlechte Rolle gespielt»
Pater Philipp brachte es auf den Punkt: «Die Kirche hat im Fall Ebnöther eine schlechte Rolle gespielt.» Es wurde verschwiegen und vertuscht. Und die Rolle der Kirche zog sich durch die Fragerunde unter Einbezug des Publikums. Nicht allein der Priester sei die Kirche, «sondern die Kirche sind wir alle», so Pater Philipp. Dass «Rempen-Toni» verantwortungs- und charakterlos gehandelt habe, «war falsch. Da gibt es nichts zu beschönigen», so der Einsiedler Benediktiner. Der «Fall Ebnöther» ist nur eine von vielen Geschichten, welche die Kirche aufzuarbeiten hat. Die Frage einer Zuschauerin dürfte wohl einige Katholikinnen und Katholiken beschäftigen: «Was erzählen wir nur unseren Kindern über die Institution Kirche, wenn immer wieder Skandale ans Tageslicht kommen?»