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28.03.2023
28.03.2023 14:55 Uhr

Lakers-CEO: «Ich appelliere an Politik und Bevölkerung»

Enttäuscht, aber dennoch optimistisch: Lakers-Geschäftsführer Markus Bütler.
Enttäuscht, aber dennoch optimistisch: Lakers-Geschäftsführer Markus Bütler. Bild: Linth24
Nach dem Saisonende zieht Markus Bütler, CEO der Rapperswil-Jona Lakers, Bilanz: «Das war wohl die beste Saison der Klubgeschichte». Gleichzeit nimmt er das Umfeld in die Verantwortung.

Markus Bütler. 1:4 im letzten Spiel, 2:4 in der Serie. Wie fällt Ihre Bilanz nach dem Viertelfinal gegen den EV Zug aus?

«Die Zahlen sprechen eine zu deutliche Sprache. So gesehen, war das letzte Spiel bezeichnend. Wir liegen 1:2 im Rückstand – und haben den Ausgleich in Reichweite. Und dann trifft der Gegner zweimal ins verlassene Tor. So war es oft auch in den Partien zuvor. Die ersten zwei Spiele hätten auf unsere Seite kippen müssen. Aber letztlich standen wir einem Team gegenüber, das zuletzt zweimal Meister wurde und schon lange keine Playoff-Serie mehr verloren hat. In Sachen Erfahrung und Playoffmentalität waren uns die Zuger in den entscheidenden Momenten einen Schritt voraus.»

Was entgegnen Sie den Kritikern, die sagen: Die Lakers sind nicht Playoff-tauglich?

«Das waren vermutlich dieselben Leute, die uns vor der Saison als Kandidat fürs Playout eingestuft haben. Deshalb darf ich hier sagen: Wir haben eine sehr gute Regular-Season gespielt und mit dem dritten Platz die Erwartungen deutlich übertroffen. Auch die Art und Weise, wie das Team in der Qualifikation aufgetreten ist – offensiv, mutig und attraktiv – machte den Menschen Freude. Dass nun die Enttäuschung gross ist, darf man indirekt auch als Wertschätzung betrachten – und steht für die gewachsene Leistungskultur.»

Aber letztlich stolperte die Mannschaft auch über das zu wenig effiziente Powerplay...

«Das kann man nicht wegdiskutieren. Gleichzeitig darf man aber auch sagen: Dass der EV Zug so viele Strafen nehmen musste, spricht für unsere Stärken. Oft wussten sich die Innerschweizer nur noch mit Fouls zu helfen. Kommt dazu: Drei Strafen, die gegen uns ausgesprochen wurden, taxierte der Einzelrichter später im Videoverfahren als Schwalben und büssten die Spieler. Das soll keine Ausrede sein – überhaupt nicht. Aber was ich damit sagen will: Wenn auf diesem Niveau nicht alle Teilchen des Mosaiks zusammenpassen, wird es sehr schwierig.»

«Wir werden auf der bestehenden Basis weiterarbeiten. Kontinuität ist wichtig.»
Markus Bütler

Wo besteht in sportlicher Beziehung Handlungsbedarf?

«Das Gerüst der Mannschaft steht. Trainer Hedlund besitzt einen weiterlaufenden Vertrag. Wir werden weniger Wechsel haben als in vergangenen Jahren. Das bedeutet auch, dass wir auf der bestehenden Basis weiterarbeiten können. Kontinuität ist wichtig.»

Was braucht es, um den nächsten Schritt zu machen?

«Jede Erfahrung, die wir machen, bringt uns weiter. Aber wir müssen auch realistisch und demütig bleiben. Wirtschaftlich befinden wir uns im unteren Drittel der Liga. Unser Budget – rund 12,5 Millionen Franken für die Sport AG – ist mit der Belleetage aus Zug, Zürich, Bern, Lausanne und Lugano nicht zu vergleichen.»

Apropos Finanzen – mit erstmals über 3'000 verkauften Saisonkarten und 4'951 Zuschauern pro Spiel erreichte der Klub starke Werte. Wie fällt die Bilanz aus?

«Ganz sicher positiv. Ich rechne damit, dass wir auf der Ertragsseite rund 13 Millionen Franken ausweisen werden. Für konkrete Zahlen ist es aber noch zu früh. Es wäre schön, wenn wir dank den starken Leistungen auch einige Saisonkarten mehr verkaufen könnten. Schliesslich ging der eine oder andere Fan in den vergangenen Tagen an der Ticketkasse leer aus – weil alle Playoff-Heimspiele schnell ausverkauft waren.»

«Die Trainingshalle brauchen wir so schnell wie möglich.»
Markus Bütler

Wie plant der Klub infrastrukturell?

«Die Trainingshalle brauchen wir so schnell wie möglich. Wir sind ein Klub mit 21 Mannschaften. Und alle Teams trainieren fast ausnahmslos auf einem Feld. Das bedeutet auch, dass wir im Vergleich zur schweizerischen Konkurrenz auf allen Stufen weniger Eiszeit haben. Auf den Neubau des Stadions können wir nicht warten -  der wird wohl erst in 15 bis 20 Jahren spruchreif. Ich appelliere deshalb auch an Politik und Bevölkerung, dass wir einen schnellen und gangbaren Weg finden. Schliesslich erfüllen die Lakers in der Nachwuchsarbeit eine essenzielle Aufgabe – und auch auf gesellschaftlicher Ebene ist der Klub zu einem wichtigen Aushängeschild für die ganze Region geworden.  Dass unsere Gastronomie-Plätze im Stadion praktisch immer ausgebucht sind, sagt vieles. Auch in diesem Bereich müssen wir nach Lösungen suchen. Man kann sagen: Mit dem sportlichen Erfolg sind wir unseren Strukturen entwachsen. Es ist wie bei einem Baum, der in einem Haus an der Decke anstösst. Dann stellt sich die Frage: Soll man das Dach anheben oder die Fenster öffnen?»

Was bleibt von dieser Saison?

«Momentan dominieren noch Enttäuschung und Leere. Aber mit ein bisschen Abstand werden wir mit Stolz zurückblicken. Wir hatten eine Super-Saison. Zwar kam die Mannschaft schon früher einmal auf den 3. Platz, aber unter anderen Voraussetzungen und in einer weniger ausgeprägten Leistungskultur. Wenn man bedenkt, dass Teams wie Fribourg oder Lausanne die Playoffs verpassten, erhöht dies den Wert unserer Leistung.»

Thomas Renggli