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20.03.2023
20.03.2023 15:45 Uhr

Zwischen Kaffeepause und Medien-Coup

Innovativ und geschmacksorientiert: Kaffee - und Teeproduzent Ralph Grüniger (r.) – sein Inserat in der «NZZ am Sonntag» warf am Obersee hohe Wellen.
Innovativ und geschmacksorientiert: Kaffee - und Teeproduzent Ralph Grüniger (r.) – sein Inserat in der «NZZ am Sonntag» warf am Obersee hohe Wellen. Bild: zVg/www.sirocco.ch
Kaffee- und Teeproduzent Sirocco aus Schmerikon mischt die Schweizer Medienszene auf. Gestern zierten seine Verpackungen die Titelseite der «NZZ am Sonntag».

Die Firma ist nicht bekannt für laute Töne und grosse Worte. Dabei ist Sirocco ein kleines wirtschaftliches Juwel am Obersee. Seit über 100 Jahren gehört es zu den Fixsternen der Region. Zahlen veröffentlicht das Familienunternehmen zwar grundsätzlich keine, doch werden pro Jahr mehrere hundert Tonnen Tee und Kaffee eingekauft und dann vor Ort veredelt und verpackt.

Zehn Tassen pro Tag

Der Geschäftsleiter Ralph Grüniger ist selber ein begeisterter Konsument: «Ich trinke pro Tag sicher zehn Tassen Kaffee und Tee.» Am Sonntag leistete sich das Unternehmen, das bereits in vierter Generation von einem Familienmitglied geführt wird, einen spektakulären medialen Auftritt und buchte auf der Frontseite der «NZZ am Sonntag» ein ganzseitiges Inserat – dabei beschränkt die Firma normalerweise die Werbung auf ein Minimum. Der Gedanke dahinter aber ist so simpel wie einleuchtend: «Was lesen die Menschen noch?» Grüniger gibt die Antwort gleich selber: «Zeitungen am Sonntag – dann haben sie Zeit.»

Grüniger ist in Rapperswil-Jona aufgewachsen und entsprechend mit der Region verbunden. Als Unternehmer ist er aber auf der ganzen Welt unterwegs: Japan, Brasilien, Italien – kaum ein Ort, an dem nicht Kaffee oder Tee produziert oder getrunken wird. Zur Firmenphilosophie sagt er: «Unser Tee und Kaffee ist vielleicht etwas teurer, aber eine Tasse bleibt dennoch ein Luxus, den man sich jeden Tag leisten kann.»

Reaktion einer Mitarbeiterin aus den 1950-er Jahren

Derzeit freut er sich darüber, dass das NZZ-Inserat nicht nur für einige spontane Bestellungen gesorgt hat – sondern auch von früheren Mitarbeitenden mit Freude zur Kenntnis genommen wurde: «Eine Frau, die Ende der 1950er Jahre bei uns gearbeitet hat, meldete sich und sagte mir, dass sie sich richtig gefreut habe, die Verpackungen zu sehen.»

So darf sich Ralph Grüniger auch am Tag danach noch über seinen kleinen Medien-Coup freuen. Und für alle Unternehmer, die weniger gut in die Woche gestartet sind, hat er einen Ratschlag, der nie ganz falsch ist: «Abwarten und Tee trinken».

 

Thomas Renggli