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12.03.2023
12.03.2023 07:01 Uhr

74% weniger CO₂ mit Biogas-LKW's

Mit verflüssigtem Biogas könnten viele CO₂-Emissionen im Schwerlastverkehr eingespart werden – doch gibt es Hürden.
Mit verflüssigtem Biogas könnten viele CO₂-Emissionen im Schwerlastverkehr eingespart werden – doch gibt es Hürden. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
Würde im Schwerlastverkehr in der Schweiz statt Diesel verflüssigtes Methan oder Biogas eingesetzt, könnten laut einer neuen OST-Studie drei Viertel der CO₂-Emissionen durch Lastwagen vermieden werden.

Adieu Diesel, HelloLBG könnte es heissen, wenn es nach dieser aktuellen Studie der OST geht. Europaweit wird bereits heute zunehmend verflüssigtes Methan (Liquified Natural Gas, LNG) als Treibstoff für den Schwerlastverkehr eingesetzt. Je nach Motorart lassen sich damit bereits geringe Reduktionen der CO₂-Emissionen im Vergleich zu Dieselmotoren erreichen. LNG-Motoren können auch verflüssigtes Biomethan (Liquified Biogas, LBG) verbrennen, wodurch die CO₂-Reduktion sogar auf rund 74 Prozent steigen würde.

«Unser gemeinsames Projekt zeigt anhand konkreter Untersuchungen, dass im Zuge des bereits laufenden Umstiegs auf Gasmotoren die Verwendung von LBG als Treibstoff der logische nächste Schritt wäre, um die CO₂-Emissionen im Schwerlastverkehr zu reduzieren», fasst Projektleiter Elimar Frank die Ergebnisse zusammen.

Vollständige Well-to-Wheel-Analyse

Für die Studie setzte das interdisziplinäre Forschungsteam der OST auf eine sogenannte Well-to-Wheel-Analyse. Das bedeutet, dass nicht nur die direkten Emissionen beim Betrieb von Lkw untersucht wurden, sondern auch die Emissionen, die zum Beispiel durch die Produktion und den Transport der verschiedenen untersuchten Treibstoffarten entstehen. «Durch die systematische Berücksichtigung aller Emissionen in Form von CO₂-Äquivalenten ist ein direkter Vergleich zwischen den Treibstoffen möglich», erklärt Frank.

Ökologisch sinnvoll, aber...

Der ökologische Nutzen eines Umstiegs auf LBG wird durch die Untersuchungen belegt. In einem Feldversuch importierte der Forschungspartner Krummen Kerzers verflüssigtes Biogas aus Italien, um damit gasbetriebene Lkw von Lidl in der Schweiz zu betanken. Im Projekt konnte gezeigt werden, dass der gesamte Prozess vom Einkauf und Import der Treibstoffe bis zum Einsatz in der alltäglichen Detailhandels-Logistik bereits heute in der Realität umsetzbar ist.

Die Forschungspartner stiessen beim Feldversuch jedoch auch auf Hürden, die heute einem breiten Einsatz von LBG in der Schweiz entgegenstehen. Neben den aktuell in Europa noch begrenzten Produktionskapazitäten für LBG und höheren Kosten verglichen mit LNG gibt es auch noch regulatorische Hürden. Beispielsweise konnte die Befreiung von der Mineralölsteuer, die gesetzlich für Biotreibstoffe vorgesehen ist, in der Praxis bislang noch nicht erreicht werden, weil die entsprechenden Nachweise nicht akzeptiert oder nur mit zu grossem Aufwand erbracht werden können.

Der gesamte Schlussbericht der Studie kann hier heruntergeladen werden.

CO₂-Emissionen im Schwerlastverkehr mit LBG (Liquified Biogas, flüssiges Biomethan), LNG (Liquified Natural Gas, flüssiges Methan) und Diesel. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule
PD, OST – Ostschweizer Fachhochschule