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Weesen
03.03.2023
04.03.2023 07:14 Uhr

Nachruf auf Gemeindeammann Ernst Walser

Ernst Walser stellte seine Arbeitskraft über die gesamte berufliche Laufbahn dem Gemeinwesen zur Verfügung.
Ernst Walser stellte seine Arbeitskraft über die gesamte berufliche Laufbahn dem Gemeinwesen zur Verfügung. Bild: zVg
Am 8. Februar ist Ernst Walser, ehemaliger Gemeindeammann von Weesen, im Alter von 95 Jahren verstorben. Ein Nachruf von Marcel Benz, Gemeindepräsident von Weesen.

Am 15. Oktober 1928 wurde Ernst Walser als Jüngster von sechs Geschwistern geboren und wuchs in Mols auf einem Bauernhof auf. Nach dem Besuch der Handelsschule in Estavayer-le-Lac absolvierte er in der Gemeinde Mels eine Verwaltungslehre. Bereits mit 20 Jahren zog es ihn ins Linthgebiet und zwar nach Uznach, wo er auch seine grosse Liebe in Silvia Kälin fand, mit der er 1958 eine Familie gründete. Mit viel Liebe, Fürsorge und Zuneigung zogen beide ihre fünf gemeinsamen Kinder (Rolf, Guido, Christof, Kathrin und Silvan) gross.

Vom Gemeindeschreiber bis zum Gerichtspräsident

Beruflich wurde Ernst Walser 1952 in Weesen als Gemeindeschreiber gewählt. Er hat dieses Amt mit viel Engagement ausgeübt. Aufgrund seines Interesses an rechtlichen Fragen besuchte er einen zweijährigen Rechtslehrgang. Dieses Wissen war ihm auch als Grundbuchverwalter von Nutzen. Die ihm zugewiesenen Aufgaben erfüllte er mit grosser Sorgfalt und viel Ausdauer. Ernst Walser unterstützte die damaligen Gemeindeammänner Albert Sutter, Anton Stadler und Beat Gmür, sowie die damaligen Gemeinderäte in ihren Aufgaben. Er war diesen eine wichtige Stütze und ein wertvoller Ratgeber. Er arbeitete präzise und rechtlich fundiert. Ebenso wurde seine Gabe, mit Menschen respektvoll umzugehen geschätzt und sein breites Wissen blieb den Gerichtsbehörden im damaligen Bezirk Gaster nicht verborgen, so dass er 1959 als Richter und von 1964 bis 1995 als Gerichtspräsident für den Gaster gewählt wurde. Dieser Aufgabe blieb er treu bis zu seinem Ruhestand, den er Ende Juni 1995 antrat.

Gemeindeammann Walser

Politisch aktiv wurde Ernst Walser 1968, als ihn die CVP Weesen (heute Die Mitte) als Nachfolgekandidat von Beat Gmür für das Amt des Gemeindeammanns auf ihre Wahlliste setzte. Für diese Partei und für die Gemeinde Weesen wurde er als sehr engagierter, umsichtiger und als mit politischem Gespür ausgestatteter Bewerber in die Wahl geschickt. Er erzielte ein glanzvolles Resultat und startete am 1.1.1969 als Gemeindeammann. Dieses Nebenamt übte er bis Ende 1984 nicht weniger als 16 Jahre lang mit viel Hingabe aus.

In seine Amtstätigkeit fallen verschiedenste Projekte, die er aufgrund seiner Weitsichtigkeit für die Gemeinde initiieren und mit dem jeweiligen Gemeinderat umsetzte:

  • Bau der Umfahrungsstrasse zur Entlastung des Städtli (heutige Hauptstrasse)
  • Bau des Gemeindehauses Weesen (1968-1970) zusammen mit der Post und damaligen PTT (heute Swisscom)
  • Autobahnanschluss Weesen im 1968
  • Bau des Bahnhofs Weesen auf Gemeindegebiet Mollis (heute Glarus Nord) im 1969
  • Umgestaltung des ehemaligen Bahnhofgeländes im Wismet
  • Erstellung des Hauptspielfeldes des Sportplatzes im Moos im 1973
  • Anschluss an die Abwasserreinigungsanlage in Bilten
  • Wasserversorgung mit einem Verbund mit Niederurnen
  • neu ausgerichtete Hafenanlage Anfang der 1970er Jahre
  • Überbauung Mariahalden
  • Bergsturz in Amden (1973 und 1974)
  • Flibachüberbauungen zur Sicherung gegen Hochwasser

Ein Leben für das Gemeinwesen

Sehr gefreut hat ihn auch die Wahl von Annegret Reinhardt als erste Frau in den Gemeinderat Weesen, die frischen Wind in dieses Gremium einbrachte.

In einem Rückblick über seine politische Laufbahn im 2018 bedauerte Ernst Walser, dass die politischen Parteien in Weesen nicht mehr aktiv vorhanden waren und damit mehrheitlich parteilose Ratsmitglieder die Exekutive der Gemeinde lenkten. Dies sei wohl der heutigen Zeit geschuldet, in der sich die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr aktiv in den Dienst der Gemeinschaft stellen wollten, was er bedauerte. Die zunehmende Polarisierung in der Politik verurteilte er, da diese gemeinsam erarbeitete und tragbare Lösungen leider verhindere. Seine persönliche Erfahrung mit den damals hart geführten Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Parteiexponenten in Weesen (CVP, FDP und SP) wie auch im Gemeinderat seien für ihn immer befruchtend gewesen. Obwohl damals häufiger und direkter opponiert wurde, seien die Gemeinschaftsinteressen am Schluss im Vordergrund gestanden.

Ernst Walser stellte seine Arbeitskraft über die gesamte berufliche Laufbahn dem Gemeinwesen zur Verfügung. In der Verwaltung fand er mit Walter Gubser und Beat Meier zwei wichtige Stützen, die ihn über Jahre begleiteten. Mit dem damaligen kantonalen Finanzausgleich stand Weesen steuerpolitisch lange besser da, als die Nachbargemeinden. Mit viel Fingerspitzengefühl vermochte er es als Gemeindeammann, diese Persönlichkeiten zu führen und hinter sich zu scharen.

Tief- und Höhepunkt

Der Tiefpunkt während seiner Amtszeit als Oberhaupt der Gemeinde erfuhr er im Mai 1972, als der Gemeindepolizist Othmar Benz in Ausübung seines Berufes im Biberlichopf erschossen wurde. Diese Tat schockierte nicht nur die damals rund 1'150 Seelen Gemeinde Weesen, sondern die ganze Schweiz.

Als Höhepunkt erlebte er in den vier Amtszeiten 1971 den Besuch des Gesamtbundesrats unter Bundespräsident Dr. Kurt Furgler (sel.) in Weesen, welcher für ihn in vielen Dingen ein politisches Vorbild war.

Vielseitig interessiert

Ernst Walser war bis zu seinem Tode ein aktiver Zeitungs- und Zeitschriftenleser und ein sehr interessierter Politikbeobachter. Er kannte die Herkunft und den Werdegang vieler Personen und Persönlichkeiten. Er konnte zu deren beruflichen oder politischen Aufgaben eine persönliche Geschichte oder aus seinem Gedächtnis eine Anekdote erzählen. Die aktuellen Geschäfte der Gemeinde Weesen, die nationale wie internationale Politik sowie den Sport, insbesondere Fussball, interessierten ihn bis ins hohe Alter. Gerne nahm er auch an den jährlichen Treffen der ehemaligen Gemeindepräsidenten der Region Zürichsee-Linth sowie an jenen der ehemaligen Gerichtspraktikanten teil. Zu vielen Themen äusserte er sich dezidiert und pointiert und bewahrte seinen kritischen Blick. Er teilte seine Kenntnisse, sein langjährig aufgebautes Wissen und die vielfältigen Erfahrungen mit allen interessierten Gesprächspartnern.

Seine gute Gesundheit und sein diszipliniert durchgeführtes Fitnessprogramm kamen ihm zu Gute. Früher spielte er selber aktiv Fussball bei den Senioren / Veteranen des FC Weesen und bis im vorletzten Jahr besuchte er gerne Spiele der ersten Mannschaft. Später schloss er sich dem Männerchor Weesen an.

Ernst Walser war Zeit seines Lebens tief im christlichen Glauben verwurzelt. Am 18. Februar 2023 wurde er nach einem sehr erfüllten Leben im 95. Altersjahr zu Gott berufen.

Die Gemeinde Weesen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Marcel Benz, Gemeindepräsident Weesen