Winterliches Wetter mit Wolkenschwaden, die kühn vor den Bergen Amdens tanzten, bot den passenden Rahmen, sich von Museumsleiternin Yvonne Hönegger durch die Dauer- und Wechselausstellung führen zu lassen. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Einzelausstellung von Annette Jud, in die Till Fiegenbaum mit einer feinfühligen Laudation einführt.
Amden lag lange Zeit abgeschieden und kaum zugänglich steil am Berg, Felsstürze und Lawinen ereignen sich auch heute noch und die Besucher und Besucherinnen konnten in einem Exponat grosse Felsbrocken sehen, die regelmässig vom Werkdienst aus den Sicherheitsnetzen geräumt werden. Schwer sind sie und tödlich, wenn sie einen Menschen treffen würden. Und was überrascht: Sie kommen lautlos den Berg hinunter und sind plötzlich da - zu spät zum Reagieren.
Ein anderer Themenblock ist die Rinquelle, dieses grosse unterirdische Flusssystem, von dem bis heute unbekannt ist, woher das Wasser kommt. Sicher ist jedoch, dass die Serenbachfälle mit 628 m (und nicht 585 m, wie im Internet angegeben) die höchsten Wasserfälle der Schweiz sind.
Ein wichtiges Thema sind natürlich die Menschen, die in Amden leben oder aus Amden stammen. Eine Frau und zwei Männer berichten darüber, wie sie ihre Träume verwirklichen konnten: Sarah Elena Müller (*1990) arbeitet spartenübergreifend in Literatur, Musik, Virtual Reality, Hörspiel und Theater. Michael Gmür (*1997), der Rapper aus Amden, veröffentlicht seine Songs auf angesehenen Streamingplattformen. Und Peter Gmür (*1989) lebt seinen Traum als Helikopterpilot im In- und Ausland.
Auch für die Künstlerin Annette Jud aus Uznach ging ein Traum in Erfüllung: In ihrer ersten Einzelausstellung zeigt sie Arbeiten der letzten 10 Jahre. Sie sei eine Geschichtenleserin, sagt Annette Jud von sich. Ihre Geschichten schreibt sie fort in ihren Skulpturen. „Die Arbeiten von Annette Jud sind nicht eindeutig und nicht auf simple Antworten reduziert. Und schon gar nicht geben sie mehr Antworten als überhaupt Fragen gestellt wurden.“, wie es Till Fiegenbaum in seiner Laudatio ausdrückt. Sie können als Projektion für das Mögliche dienen, können dieses oder jenes sein und geben ihr Geheimnis dennoch nicht preis.
Die hohe Qualität ihrer Objekte zeigt sich an vielen roten Punkten, durch die ersichtlich ist, dass ihre Skulpturen bereits neue Liebhaber gefunden haben, also gut verkauft wurden.
Annette Jud berichtet, dass ihre Arbeit sehr langsam und sorgsam vor sich geht, dass sie beinahe alles von Hand spitzt, sägt und schleift. Sie arbeite meistens ohne Modell und sei sehr beharrlich. Zwischen ihr und dem Stein entstünde eine Art Korrespondenz und manchmal spränge auch etwas ab, anders als sie es gewollt habe. Dann müsse sie neu anfangen und sehen, was dann entstünde.
Der Neubeginn und die Reduktion, das alles brauche Zeit, bis der richtige Weg gefunden sei. Loslassen fiele ihr bisher nicht leicht. Das aber werde sie üben müssen, wenn die Ausstellung beendet sei und viele Werke zu neuen Eigentümern weiterzögen. Bis zum 26. März sind die Arbeiten noch in Amden zu sehen.