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31.01.2023
31.01.2023 17:54 Uhr

Jugendliche schlecht versorgt

Bild: Pixabay: Daniel Reche
Die Zunahme von Kindern und vor allem von Jugendlichen mit psychischen Problemen ist besorgniserregend. Gleichzeitig fehlt es im Kanton Schwyz an Angeboten.

Walter Schoch, Standortleiter der Kinderund Jugendpsychiatrie Triaplus in Lachen, muss jeden Tag entscheiden, welches Kind eine schnellstmögliche psychologische Behandlung erhält und welche Kinder warten müssen – meist mehrere Monate. 

Akute Fälle haben Priorität

Walter Schoch: «Zur ersten Priorität zählen alle Fälle, die mit Suizidalität oder selbstverletzendem Verhalten zu tun haben – das kann auch eine Essstörung sein. Im Notfall erhält man gleichentags einen Termin und da bieten wir auch Nachfolgetermine an», versichert Schoch.

Zweite Priorität hätten zum Beispiel Schülerinnen und Schüler, welcher nicht mehr zur Schule gehen oder ein traumatisches Erlebnis hinter sich hätten. «Aber auch das sind eigentlich Fälle, die man frühzeitig anschauen müsste.»

Dritte Priorität würden Probleme betreffen, die schon seit längerer Zeit bestünden. Etwa, wenn sich ein Kind schlecht konzentrieren könne. «Da verweisen wir jeweils auf die Warteliste. Es ist nicht akut, aber dennoch ist es unbefriedigend, wenn diese Kinder so lange auf einen Termin warten müssen.» Hier kann die Wartezeit bis zu einem Jahr sein.

«Den Jugendlichen wurde während der Pandemie alles weggenommen. Das hat Auswirkungen.»
Dr. med. Jörg Leeners, Bereichsleiter und Chefarzt Triaplus Lachen

Tagesklinik in Planung

Erst seit dem Lockdown hätten die Zahlen so drastisch zugenommen, berichtet Schoch. Davor habe der Kanton Schwyz zu den wenigen ohne Warteliste gehört. Doch bereits vor der Pandemie waren die therapeutischen Kapazitäten im Kanton nicht optimal. So fehlt etwa eine Tagesklinik für Kinder und Jugendliche im Kanton Schwyz – ein wichtiges Angebot, welches im Idealfall einen stationären Aufenthalt verhindert.

Die Regierung ist sich der Problematik bewusst. Damian Meier, der als neuer Regierungsrat nun dem Departement des Innern vorsteht, hat das Thema zuoberst auf seine Prioritätenliste gesetzt, wie er am Dienstag mitteilte. Verschiedene Massnahmen seien angedacht, unter anderem der Aufbau einer Tagesklinik. Hilfe erhält der Kanton auch von Uri und Zug, welche vor sechs Jahren ein Psychiatriekonkordat mit Schwyz abgeschlossen haben.

Angesichts der schieren Menge an Fällen (2022 waren es 739; 2019 noch 579) bleibt zu hoffen, dass die Massnahmen schnell greifen – sonst wird die Triage für Schoch immer dramatischer.

Anouk Arbenz, Redaktion March24 & Höfe24