Verkehrstechnisch besitzt Rapperswil-Jona zweifellos Steigerungspotenzial: verstopfte Hauptverkehrsachsen, «Nadelöhre» an den neuralgischen Punkten, viele Sackgassen, Rotlichter überall. Nun ruft der Ostschweizer Mieterverband (MVO) die schrittweise Einführung von Tempo 30 als Allerweltsmittel zur Verbesserung der Situation aus – und stellt sich damit der öffentlichen Meinung entgegen.
68 Prozent gegen Tempo 30
In einer Medienmitteilung schreibt der MVO: «Ein Hauptzweck einer jeden Stadt ist das Wohnen. Strassenlärm beeinträchtigt unbestritten wesentlich die Wohnqualität. Auch Mieterinnen- und Mieter mit kleinen Budgets haben Anspruch auf guten Wohnraum, Nachtruhe und einen erholsamen Schlaf. Die Temporeduktion reduziere den gefühlten Lärm um die Hälfte.» In der öffentlichen Wahrnehmung kommen diese Pläne nicht gut an. In Rapperswil gingen schon vor drei Jahren Beschwerden gegen die Einführung von Tempo-30-Zonen in den Quartieren Hanfländer und Eichwies ein. Und eine Umfrage des TCS führte 2021 zum Resultat, dass 68 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer eine generelle Einführung von Tempo 30 innerorts ablehnen.
Trotzdem wird vom Mieterverband exakt dies gefordert. MVO-Präsident Pablo Blöchlinger sagt gegenüber der «Linth-Zeitung», dass er Tempo-30-Versuche auch auf Hauptverkehrsachsen in Rapperswil‑Jona befürworte. «Gerade, weil infolge der vielen Staus ohnehin nur reduzierte Geschwindigkeiten möglich sind», begründet der Rapperswil-Joner alt SP-Stadtrat. Der Verkehr sei bei Tempo 30 flüssiger, und Stop and Go würden reduziert.
Rotgrüne Verkehrsideologie
Stellt sich für den Beobachter aus der Halbdistanz allerdings die Frage: Ist da nicht der Wunsch Vater des Gedanken - im Sinne einer rotgrünen Verkehrsideologie?