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Uznach
17.01.2023
01.02.2023 18:09 Uhr

Gemeinderat für THC-Cannabis-Verkauf

In Uznach könnten neu Hanf-Produkte mit THC wie z.B. getrocknete Blüten oder Süssigkeiten kontrolliert erhältlich sein. (Themenbild)
In Uznach könnten neu Hanf-Produkte mit THC wie z.B. getrocknete Blüten oder Süssigkeiten kontrolliert erhältlich sein. (Themenbild) Bild: Unsplash: Elsa Olofsson (https://cbdoracle.com/)
Der Uzner Gemeinderat will an einem nationalen Pilotprojekt zur kontrollierten Abgabe von THC-haltigen Cannabis-Produkten für den «Freizeitkonsum» teilnehmen. Abgabeort wäre im Zentrum Frohsinn.

Die OST – Ostschweizer Fachhochschule und die Universität St.Gallen (HSG) arbeiten zusammen mit verschiedenen Partnern aus Forschung, Industrie und Logistik seit einiger Zeit an der Entwicklung eines Pilotprojekts zur kontrollierten Abgabe von THC-haltigen Cannabisprodukten für den Freizeitkonsum.

Das Projekt soll im Rahmen eines nationalen Projekts vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) umgesetzt werden. Die Stadt Heerbrugg hat bereits zugesagt, mit der Stadt St.Gallen laufen Gespräche wie nun auch mit Uznach.

Neue Erkenntnisse im Umgang mit THC-Hanf gewinnen

Es ist offensichtlich, dass die repressiven Massnahmen und Verbote von Cannabisprodukten das Ziel einer Abstinenz nicht erreichen. Im Gegenteil: Das BAG geht davon aus, dass rund 5 % der Schweizer Bevölkerung regelmässig Cannabisprodukte konsumieren.

Mit der Anpassung von Art. 8a Betäubungsmittelgesetz im September 2020 wurde die gesetzliche Grundlage für die Durchführung von begrenzten wissenschaftlichen Pilotversuchen mit THC-haltigen Cannabisprodukten geschaffen, um Erkenntnisse über die Auswirkungen neuer Regelungen im Umgang mit Cannabis zu nicht medizinischen Zwecken zu gewinnen.

Das BAG verlangt für die Durchführung von Pilotversuchen nicht nur Produktions- und Vertriebs-Know-how, sondern auch ein breit aufgestelltes Forschungsteam, um die zu adressierenden Fragestellungen (Wirtschaftlichkeit, Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaft, nachhaltige Produktion, Qualitätstandards etc.) aus verschiedensten Perspektiven zu betrachten.

Die Hauptforschungsthese lautet dabei: «Eine Liberalisierung von THC-haltigen Cannabisprodukten in Kombination mit einer privatwirtschaftlichen Marktwirtschaft bringt aus wirtschaftlicher, gesundheitlicher, gesellschaftlicher und Subjekt-Perspektive Vorteile.» (Anm. der Redaktion: Hervorhebung der Gemeindekanzlei Uznach

Kontrollierter Verkauf von THC-haltigen Cannabisprodukten

Verschiedene Städte (u.a. Bern und Zürich) bereiten zurzeit einen Antrag für Pilotversuche vor oder haben bereits eine Bewilligung vorliegen (u.a. Basel). Als Ergänzung zu diesen urban ausgerichteten Pilotversuchen möchte das vorliegende Vorhaben einen Pilotversuch im Kanton St.Gallen durchführen. Im Rahmen dessen sollen über ein Jahr hinweg rund 5'000 Probanden kontrolliert THC-haltige Cannabisprodukte erwerben können.

Das Projekt legt dabei grössten Wert auf eine möglichst realistische, marktnahe Ausrichtung. So sollen verschiedenste, auf die spezifischen Bedürfnisse unterschiedlicher Konsumenten/-innen ausgerichtete Cannabisprodukte über diverse Distributionskanäle vertrieben werden. Dieses Unterfangen wird breit abgestützte Erkenntnisse über eine verschiedenartige Gruppe von Konsumenten/-innen ermöglichen und so wertvolle Resultate im Hinblick auf eine angestrebte Legalisierung und damit Marktöffnung bringen.

Die Projektleitung geht davon aus, dass eine grosse Auswahl von verschiedenen Produkten und Konsumationsformen eine ähnliche Entwicklung wie im Alkoholbereich bewirken könnte. Auch dort wurden die harten Alkoholika nach dem Ende der Prohibition mit einer Auswahl von weniger starken Getränken wie Bier, Wein oder Mischgetränke ersetzt. Das BAG erhofft sich sogar eine Abwendung vom Rauchen eines Joints hin zu weniger schädlichen Konsumationsformen (z.B. Tropfen oder THC-versetzte Esswaren). Ausserdem wird durch die strikte Vorgabe einer Schweizer Produktion nach Bio-Richtlinien die Qualität der Produkte sichergestellt.

Für die Standortgemeinden der Abgabestellen dürfte vor allem die gesellschaftliche Perspektive interessant sein. Die Projektleitung erwartet beispielsweise aufgrund des einfacheren und sicheren Zugangs zu den Produkten für Erwachsene eine Reduktion des Schwarzmarktes, was sich positiv auf den Konsum bei Minderjährigen auswirken dürfte.

Gemeinderat stimmt Pilotprojekt zu – Vermieterin aufgeschlossen

In Uznach soll die Abgabestelle im Zentrum Frohsinn von der Amavita Apotheke betrieben werden. Die Grundeigentümerin und Vermieterin, Claudia Streuli, diplomierte Apothekerin, ist dem Versuch gegenüber aufgeschlossen. Der Gemeinderat trägt die Forschungsidee mit und erteilt dem Pilotprojekt die Zustimmung.

Der Rat delegiert Gemeinderätin Isabelle Kuster in die Steuergruppe, die das Projekt begleiten und sicherstellen wird, dass mögliche Konflikte schnell gelöst werden können. Ausserdem soll die Steuergruppe der Projektleitung als Sparring-Partnerin bei aufkommenden Fragen dienen. Somit hätte die Gemeinde jederzeit die sofortige Möglichkeit, allfällige Fragen und Probleme mit der Projektleitung zu diskutieren und im schlimmsten Fall das Projekt auch abzubrechen.

Der Projektantrag ist inzwischen der kantonalen Ethikkommission vorgelegt worden. Wenn auch diese das Projekt unterstützt, wird der Antrag beim BAG eingereicht werden.

Gemeindekanzlei Uznach / LinthSicht