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Kolumne
31.12.2022
31.12.2022 19:37 Uhr

Miserables Börsenjahr

Bild: zVg.
Die Jahresendrally fand nicht statt. Die wirtschaftlichen und politischen Aussichten sind zu unsicher. Der SMI beendete das Jahr 2022 mit einem Minus von fast 17 Prozent.

Das Jahr 2022 ist eines der schlechtesten Börsenjahre der vergangenen Zeit. Erinnerungen an den Crash von 1987 werden wach, an den Einmarsch der Iraker in Kuwait im Jahre 1990 und den Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers bzw. der Finanzkrise 2008.

Kaum war die Corona-Pandemie überwunden, begann der Ukraine-Krieg. In der Folge explodierten die Energiepreise, vor allem Gas, Elektrizität und Öl. Auch in Serbien und Kosovo sowie China und Taiwan gibt es neue Konfliktherde.

Ein weiteres Problem war die durch die Energiekrise angefachte Inflation, in den EU-Ländern und den USA zeitweise über zehn Prozent. Die Notenbanken handelten dadurch fast im Panikmodus, erhöhten die Leitzinsen mehrfach hintereinander und brachten dadurch auch eine generelle Lohn-Preisspirale in Gang. Dies alles war giftig für die Aktienmärkte.  

Zum Jahresende lockerte China als letztes Land die Corona-Massnahmen, beendete sogar die «Zero-Covid-Politik». Offenbar hatten diesmal die wirtschaftlichen Gründe den Vorrang.

Basis der chinesischen Wirtschaft ist das Wachstum. Die Chinesen dürfen nun wieder ins Ausland reisen. Einige Länder wie beispielsweise die USA, Indien und Italien verlangen nun einen Corona-Test bei der Einreise aus China. In der Schweiz geben sich die Behörden diesbezüglich im Moment noch gelassen.  

Unternehmensnachrichten

Zum Jahresende war es sehr ruhig, es gab kaum Neuigkeiten aus der Unternehmenswelt. Die ersten Umsatzzahlen dürften anfangs Januar publiziert werden, Gewinne und Dividendenaussichten etwas später.

Der Basler Pharmakonzern Novartis beendet einen Streit mit den US-Kartellbehörden durch eine Millionenzahlung von USD 245 Mio. Dem Konzern wurde vorgeworfen, illegale Vereinbarungen getroffen zu haben, um die Einführung kostengünstigerer Generika zu verzögern.

Bereits vor Weihnachten wurde gegen Facebook ermittelt. Die Europäische Kommission vermutet Verstösse des Mutterkonzerns Meta gegen das EU-Kartellrecht. Meta verletzte offenbar Regeln, auf den Märkten für Online-Kleinanzeigen und missbrauchte seine Marktdominanz.

Bessere Zeiten für Kleinsparer – Postfinance und einige Kantonalbanken zahlen ab Februar wieder Zinsen auf dem Konto, allerdings extrem kleine Entschädigungen von lediglich 0.3-0.5 Prozent.

Der Indexverlust von etwa 17 Prozent im Jahre 2022 ist nur ein Durchschnitt. Als Jahresgewinner mit den geringsten Verlusten fallen auf – ZFS Zürich Versicherungen (minus 3%), Novartis (minus 4.5%), Holcim (minus 9.1%) und UBS (minus 13%).

Unter den Verlierern mit 40 Prozent oder mehr sind Lonza, Givaudan, Geberit, Sika, Sonova und Partners Group. Aktien der CS verloren die Hälfte an Wert.

Bei den Nebenwerten gab es Sieger wie der Bauwert Implenia und Meier Tobler (Heizungsexperte), sogar mit leichten Kursgewinnen, Verlierer waren hier AMS-Osram mit einem Minus von bis zu 62 Prozent und die Apotheke zur Rose mit 89 Prozent.

Aussichten

Auch im kommenden Jahr dürfte Geldanlegen weiterhin anspruchsvoll bleiben.

Bei den Währungen wird erwartet, dass USD und EUR unter Parität (1:1) bleiben. Ein starker CHF dürfte allerdings weiterhin von der hohen ausländischen Inflation abschirmen.

Bei den Leitzinsen könnten die Notenbanken eine weitere Runde einläuten.

Branchenmässig gibt es zwei mit höheren Gewinnerwartungen, einerseits die Hypothekarbanken, welche durch die höheren Kreditzinsen verdienen.

Andererseits könnte sich der Tourismus trotz des milden Winters verbessern. Die Bergbahnen haben wieder höhere Frequenzen, insbesondere weil die Gäste aus Fernost nach den Corona-Lockerungen wieder nach Europa und in die Schweiz reisen dürfen.

Christopher Chandiramani, Börsen- und Wirtschaftsanalyst und freier Mitarbeiter Linth24