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30.11.2022
30.11.2022 06:23 Uhr

Pegelstandhöchststand beim Zürichsee

Seit Wochen bewegt sich der Wasserstand auf gut 406 Metern über Meer. (Symbolbild)
Seit Wochen bewegt sich der Wasserstand auf gut 406 Metern über Meer. (Symbolbild) Bild: flickerl.com
Der Zürichsee hat für einen Wintermonat sehr viel Wasser. Nun will der Kanton notfalls mit dem Wasser im Frühjahr Strom produzieren. Doch die Region Obersee ist nicht einverstanden.

Normalerweise ist der Zürichsee im Winter nicht nur kälter, sondern auch kleiner, weil es weniger Wasser hat.

Doch seit Wochen begwegt sich der Wasserstand auf gut 406 Metern über Meer, wie die Zürichsee-Zeitung berichtet. Dies ist für diese Jahreszeit überdurchschnittlich und sogar höher als in den Sommermonaten Juni und Juli.

Wegen der angespannten Energiesituation behält der Kanton Zürich beim Platzspitzwehr mehr Wasser im Zürichsee als üblich. Mit diesem Wasser könnte man bei einer Mangellage im Frühjahr allenfalls mehr Strom produzieren.

Für den hohen Winterpegel muss das Reglement umgangen werden. Seit knapp 50 Jahren existiert das Reglement unter den Anstösserkantonen. Es macht gemäss dem Bundesamt für Umwelt tagesgenaue Vorgaben zu Seestand und Abfluss. So sollen den natürlichen Schwankungen, und den Bedürfnissen von Fischerei, Schifffahrt, Energiegewinnung und Naturschutz Rechnung getragen werden.

Noch weiss man nicht, wieviel der Kanton Zürich an Sparmassnahmen gewinnt. Es wird geprüft, ob Winterstrom mit Wasser aus dem Zürichsee produziert werden kann.

Das Kraftwerk Letten befindet sich gleich unterhalb der Wehranlage. Durchschnittlich werden 23,3 Gigawattstunden Strom pro Jahr produziert. Mit dieser Menge können über 6000 Haushaltungen versorgt werden.

Trockene Ufer sind nicht schlecht

Die Leidtragenden sind die St. Galler. Durch den hohen Pegelstand haben die Schmerkner fast schon nasse Füsse. Die unlängst durchgeführten Baumassnahmen im Riet wurden aufgrund des hohen Seepegels beeinträchtigt.

Ob eine Wasserstandsregulierung bedenklich ist, ist unklar. Vor 100 Jahren betrugen die saisonalen Schwankungen bis zu zwei Meter. Mittlerweile beträgt die Differezn zwischen Tiefst- und Höchststand einen halben Meter. Durch die unnatürlich geringen Wasserstandschwankungen geht die Dynamik am Seeufer verloren. Es ist gut, wenn die Uferflächen periodisch austrocknen und wertvoll für die Biodiversität, so meint der Gewässerbiologe, ETH-Professor Christoph Vorburger. Es können sich spezialisierte Pflanzenarten etablieren, die sonst kaum wo vorkämen. An eng regulierten Seen wie dem Zürichsee ist das leider nicht so. Vorburger versteht aber den Nutzen von einem stabilen Pegel und Hochwasserschutz und dass man nicht so viel Wert auf den ökologischen Nutzen von dynamischen Uferflächen legt. Sowieso ist die das Ufer entlang der unteren Hälfte des Sees bereits komplett verbaut.

Es kann jedoch sein, dass sich der Seepegel noch senkt und sich am Obersee doch noch die Kiesstrände zeigen. Im Dezember erfolgt gemäss Wehrreglement eine grössere Absenkung des Sees. Ob dies geschieht, entscheidet sich in den nächsten Wochen.

Patricia Rutz/Goldküste24