3. Sitzungstag: Mittwoch, 30. November 2022
Der dritte Sessionstag begann mit der Vereidigung der Richter, die am Montag und Dienstag gewählt wurden. Zudem wurde eine Ersatzwahl in den Bildungsrat vorgenommen (Amtsdauer 2020 bis 2024). Wahlen gab es ebenfalls bei den Mitgliedern des Verwaltungsrates der Spitalverbunde.
Grössere Spitaldebatte
Im Anschluss gab es eine grössere Spitaldebatte. Thema war die Umwandlung von Darlehen in Eigenkapital bzw. die Sanierungen der Krankenhäuser der sieben Spitalregionen. Die Handlungsfähigkeit der Spitäler muss erhalten bleiben. Die Defizite hatten sich vor allem während der Corona-Pandemie aufgehäuft. Kapazitätsengpässe wegen Mangel an Fachkräften verstärkten sich. Zahlreiche pflegende Angestellte hatten sich definitiv von ihrem Beruf verabschiedet. Wiederaufstockung ist hier nun das nächste Ziel. Betroffen sind besonders die Spitäler in St.Gallen (Kantonsspital), Grabs, Uznach und Wil.
Gemäss Botschaft müssen für das Spital Linth Darlehen im Umfang von CHF 39 Mio. in Eigenkapital umgewandelt werden, um für alle Spitalverbunde zusammen zwischen 2026 und 2030 eine durchschnittliche EK-Quote von 23 Prozent zu gewährleisten. Es ist vorgesehen, Kontokorrentforderungen von CHF 30 Mio. und ein Betriebsdarlehen von CHF 9 Mio. in Eigenkapital umzuwandeln.
Volksschule und Bildungspolitik
Fortgesetzt wurde am Vormittag mit der Vorlage der «Perspektiven der Volksschule 2030», mit Besuch von Gästen (Kantonsratskolleginnen und Kollegen) aus dem Kanton Zürich. Der Bericht der Regierung zeigt auf, wie die Volksschule im Kanton St.Gallen in gesellschaftlicher Hinsicht und wissenschaftlichen Erkenntnissen den zukünftigen Herausforderungen und Trends weiterentwickelt werden kann. Eine Steuerung der Bildungspolitik: Die Botschaft bildet eine Grundlage, Rahmenbedingungen, um die Volksschule zukunftsorientiert auszurichten. Bei den vier Perspektiven handelt es sich um eine Auswahl von wichtigen Themenfeldern, namentlich um die Bildung für Kinder und Jugendliche, Praxis der Förderung, Wissen erschliessen, Stabilität.
Die daraus abgeleiteten Ziele und Strategien der Perspektiven sind nicht abschliessend, um die ganze Komplexität der Volksschule abzubilden. Die Gesellschaft verändert sich permanent. Auch ein Postulat mit Bezug auf Kinder mit Migrationshintergrund wird in diesem Bericht beantwortet und viele Fragen zum Mangel an Sonderschulplätzen erörtert. Der Kantonsrat tritt auf die Vorlage ein. Er nimmt Kenntnis vom Bericht und stellt weitere Aufträge.
Die Staatswirtschaftliche Kommission berichtete über die selbstständigen rechtlichen Anstalten und das Grundbuchwesen des Kantons und die parlamentarische Bodenkonferenz über die Herbsttagung 2022. Diskussion wurde keine gewünscht.
Ratsreglement: Streichung der Aprilsession
Abschliessend beriet der Kantonsrat in eigener Sache über den Nachtrag zum Ratsreglements. Es betraf die Streichung der Aprilsession und entsprechender Verlängerungen der Sessionstage (12 Tage pro Jahr). Die Kommission beantragte Nichteintreten, eine Beibehaltung des alten Systems mit 5 Sessionen pro Jahr. In den Diskussionen wurden die Zeitkonflikte mit Beruf und Familie betont. Der Kantonsrat tritt auf die Vorlage ein. Der Kantonsrat stimmt dem Antrag zu, die Sessionsdauer auf höchstens drei Tage festzulegen.
In den Diskussionen wurden die Zeitkonflikte mit Beruf und Familie bei Sessionsverlängerungen betont. Bei diesen Beratungen stockte es eine Weile und die Sitzung musste kurz unterbrochen werden. Schliesslich wurde dem Erlass zugestimmt, die Aprilsession 2023 findet bereits nicht mehr statt. Sonst werden die Sessionsdaten bis 2024 nicht verändert.
Vor den Schlussabstimmungen wurden noch einige parlamentarische Vorstösse behandelt. Die Motion «Neues Volksschulgesetz für den Kanton St.Gallen» wurde zurückgezogen. Der Kantonsrat beriet noch die dringliche Interpellation «Dramatische Lage an der Ostgrenze aufgrund massenhafter illegaler Einreise» sowie eine Motion im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums über die Beflaggung des Regierungsgebäudes während der Session (wurde abgelehnt).
Viel Ja bei den Schlussabstimmungen und Rücktritte
Bei den Schlussabstimmungen (alle angenommen) geht es um die Aufhebung der Kantonshilfskasse für nicht versicherbare Schäden bei Elementarereignissen, den Nachtrag zum Einführungsgesetz zur Bundesgesetzgebung über die Krankenversicherung, den Nachtrag zum Volksschulgesetz (Betreuungsangebote, bezahlte Stillzeit, Rekursstellen), den Nachtrag zum Tourismusgesetz, den Nachtrag zum Einführungsgesetz zur eidgenössischen Waldgesetzgebung, den Kantonsratsbeschluss über das Mehrjahresprogramm der Standortförderung für die Jahre 2023 bis 2027.
Bei den Rücktritten wurde bekannt, dass die geschätzten Ratskollegen Patricia Adam (Mittepartei) und Karl Brändle (Mitte) per Ende Jahr und Simone Durrer (Mitarbeiterin Parlamentsdienste) den Kantonsrat verlassen.
Ganz abgeschlossen wurde die Session mit einem Apéro bei der IHK (Handelskammer St.Gallen-Appenzell).