Seit dem 18. Juli sind die Polizeistationen in den Gemeinden Goldach, Wittenbach, Oberriet, Bad Ragaz und Walenstadt geschlossen. In Schänis, Uznach, Flums, Gams und Flawil wurde das Personal reduziert.
Die Massnahme, die in den Gemeinden Kritik hervorrief, wird bald aufgehoben: Ab dem 23. Oktober seien die Polizeiposten definitiv wieder besetzt, erklärte Polizeisprecher Pascal Häderli auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Doch damit sei die Diskussion über die Gründe für die Massnahmen noch nicht beendet.
Ausserordentliche Belastungen
Die St. Galler Regierung hat in ihrer Antwort auf einen Vorstoss von SVP-Kantonsrat Sandro Wasserfallen ausführlich zur Personalsituation in der Polizei Stellung genommen. Auslöser für den Entscheid zur Schliessung der Polizeiposten seien ausserordentliche Belastungen des Korps im ersten Halbjahr 2022 gewesen.
Unter anderem mussten Einsätze an der WTO-Konferenz in Genf, am Weltwirtschaftsforum in Davos, an der Ukraine-Konferenz in Lugano sowie an der IWF-Konferenz in Bad Ragaz geleistet werden. Bei vielen Mitarbeitern habe dies zu einer starken Zunahme der Dienstzeiten geführt.
Ungewöhnlich viele Austritte
In den ersten sieben Monaten dieses Jahres habe es doppelt so viele Kündigungen gegeben, wie in der gleichen Zeitspanne der letzten Jahre. Die meistgenannten Gründe sind, wie schon in früheren Jahren, eine berufliche Neuorientierung ausserhalb der Polizei, eine Mutterschaft, die Verlegung des Wohnorts oder die Gesundheit. Seit einiger Zeit werde auch Unzufriedenheit mit dem Lohn genannt. «Zwar nicht als Hauptgrund, aber als weiterer Grund für die Auflösung des Arbeitsverhältnisses.»
Nachteile mit neuem Lohnsystem
SVP-Kantonsrat Wasserfallen verweist in diesem Zusammenhang auf die Einführung des neuen Lohnsystems NeLo. Damit werde der Lohn der neuen Polizisten nur noch während fünf Jahren aufgebaut. Ab dann setze das individuelle Leistungslohnsystem ein, das bei der Polizei «offenbar sehr schlecht greift und funktioniert».
Dominik Gemperli, Präsident des Verbandes der St. Galler Kantonspolizei, bestätigt die Unzufriedenheit mit der Umsetzung von NeLo. Das neue Lohnsystem sei vor allem für junge Polizisten ein Problem. Die Mitarbeiter kämen bei der Lohnhöhe nicht mehr auf das gleiche Niveau wie beim alten System.
In ihrer Antwort verwies die Regierung auf eine Überprüfung des neuen Lohnsystems, die sie im März in Auftrag gegeben habe. Ergebnisse seien gegen Ende von 2022 zu erwarten.