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Rapperswil-Jona
02.07.2020
02.07.2020 11:51 Uhr

5G-Antenne in Jona: Seh’ ich dich im Strahlenmeer?

Auf diesem Gebäude an der Tägernaustrasse in Jona will die Swisscom eine 5G-Antenne montieren – mitten in einem dicht besiedelten Wohngebiet und nahe einer Schule.
Auf diesem Gebäude an der Tägernaustrasse in Jona will die Swisscom eine 5G-Antenne montieren – mitten in einem dicht besiedelten Wohngebiet und nahe einer Schule. Bild: Linth24 / Markus Arnitz
Bekommen die ersten Zeilen der Schweizer Nationalhymne bald eine besondere Bedeutung? Die bevorstehende Montage einer 5G-Antenne in Jona wirft Fragen auf.

Bis jetzt beschränkten sich die Standorte leistungsstarker Sendeanlagen in Rapperswil-Jona entweder auf die Stadtmitte oder die Peripherie.

Nun will die Swisscom an der Tägernaustrasse 19 in Jona, mitten in einem der am dichtesten besiedelten Wohngebiete und in unmittelbarer Nähe einer Schule, eine neue, stark strahlende 5G-Antenne bauen. Der für die Baubewilligung nötige «Strahlenschutznachweis» der Swisscom zeigt auf, wie extrem hoch die Feldstärken für OMEN (sensible Wohnorte) ausfallen: haarscharf an der Grenze vorbei und dies in einem grösseren Wohnquartier! Ohne jegliche Reserven für Berechnungs-/Mess-Unsicherheiten, die etwa bei 40% liegen (METAS).

Klagen umgehen

Die Swisscom zertifiziert sich in den Unterlagen auch gleich selber. In der Schweiz gilt neben international üblichen Grenzwerten ein weiterer, tieferer Grenzwert, der nicht, wie behauptet wird, zu tieferen Feldstärken (FS) als im Ausland führt, sondern zum Gegenteil. Der zusätzliche CH-Wert gilt am Ort des Hausbewohners, wo die Feldstärke, distanzbedingt, viel tiefer als an der Antenne ausfällt (sog. Distanzverdünnung). Während bisher Netzprovider möglichst tiefe FS am Empfangsort anstrebten, um Klagen zu umgehen, erlaubt der CH-Ansatz einen sehr viel höheren Pegel. Mehr als 1 m/Volt war in etwa die Tabu-Grenze; in der CH ist bis 5 Volt/m nicht einklagbar. In einem Wohnquartier sind üblicherweise Feldstärken von 0.2 bis 0.5 V/m üblich.

Laut Baubewilligung fallen die Feldstärken der künftigen Antenne sehr hoch aus, haarscharf am Grenzwert vorbei. Bild: Linth24 / Markus Arnitz

Die alte Stadtregierung hat vor Jahren einem Komitee besorgter Bürger versprochen, eine Planungszone einzuführen, welche 5G-Antennen in dichten Wohnquartieren verhindert. Die heutige Stadtverwaltung hat davon Kenntnis, geschehen ist bisher nichts.

Sich wehren ist politische Aufgabe

Eine wichtige Aufgabe des Stadtrats ist es aber, schädliche Einflüsse auf die Gesundheit der Einwohner abzuwenden. Die Netzprovider nutzen schamlos aus, dass es in der Schweiz keine Strahlenschutzgesetze für Leute mit erhöhter Elektrosensibilität gibt. Sich zu wehren ist also eine politische Aufgabe. Das Verhalten der Stadtregierung wird zeigen, ob diese die knallharten monetären Interessen der Swisscom über die Gesundheit der ihr anvertrauten Einwohner stellt.

Markus Arnitz, Linth24