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Region
25.05.2022
24.05.2022 15:35 Uhr

Rehkitze vor dem Mähtod gerettet

Rehkitze verstecken sich oft im hohen Gras und laufen so Gefahr, dem Mähwerk der Bauern zum Opfer zu fallen.
Rehkitze verstecken sich oft im hohen Gras und laufen so Gefahr, dem Mähwerk der Bauern zum Opfer zu fallen. Bild: zVg
Auch in diesem Jahr ist die Rehkitzrettung Linthgebiet fleissig daran, die Felder der Region nach Rehkitzen abzusuchen, um diese so vor dem Mähtod zu retten. Hier eine erste Zwischenbilanz.

Wenn im Frühling (ca. Anfang Mai - Mitte Juli) die Wiesen und Felder gemäht werden, fallen immer wieder zahlreiche Rehkitze dem Mähwerk zum Opfer. Laut Jagdstatistik sind es in der Schweiz rund 1500 pro Jahr, ohne die Dunkelziffer. Die Rehkitzrettung Linthgebiet macht es sich deshalb zur Aufgabe, mit Hilfe von Wärmedrohnen die jungen Rehe vor dem Mähtod zu retten. Linth24 hat sich bei Livio Son nach einer ersten Zwischenbilanz erkundigt.

Mehrere Kitze bereits gerettet

Stand jetzt (24. Mai 2022) wurden bereits 75 Felder (205 Hektare) in Benken, Kaltbrunn, Gommiswald, Üetliburg, Schänis, Bilten, Maseltrangen, Wattwil Schönenberg (Auf dem Ricken), Rapperswil, Jona und Wagen nach Rehkitzen abgesucht. 

Auf die Frage, wie viele junge Rehe bereits gerettet werden konnten, meint Livio Son: «Bisher 5. Dieses Jahr scheinen die Rehgeissen etwas später zu setzen. Dies ist aber eine persönliche Annahme, aufgrund der leeren Felder im Vergleich zum letzten Jahr. Am Freitag, dem 20. Mai 2022, konnte ich in Kaltbrunn gleich 3 Kitze in der selben Wiese sichern.»

In Kaltbrunn wurden gleich drei Rehkitze im Feld gefunden, hier auf der Drohnenaufnahme markiert. Bild: zVg

So geht die Rehkitzrettung

Und wie läuft eigentlich eine solche typische Rehkitzrettung ab? Livio Son erklärt: «Der Bauer meldet, dass er am nächsten oder übernächsten Tag mähen will und um welches Feld / welche Wiese es sich handelt. Das Feld wird dann am PC oder Tablet programmiert und auf die Fernsteuerung geladen. Felder und Wiesen werden in einem vordefinierten Raster mit der Drohne mit Wärmebildkameras abgeflogen, damit man sicherstellen kann, dass die ganze Fläche erfasst wurde. Nur so können wir mit an 100% grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass das gesamte Feld abgesucht wurde und ob Kitze drin sind oder nicht.»

  • Mit dem blossen Auge sind die Rehkitze in den Feldern fast nicht zu erkennen. Bild: zVg
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  • Hier kommt die Wärmebildkamera der Drohne ins Spiel. Bild: zVg
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  • So können die jungen Rehe gefunden werden. Bild: zVg
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Warten, bis Mama kommt

Für die von der Wiese geretteten Kitze wird dann selbstverständlich gut gesorgt. «Gefundene Kitze werden im Feld mit einem Holzharass abgedeckt. Der Harass wird beschwert, mit Gras abgedeckt (Sonnen und Hitzeschutz für die Kitze) und mit einem Stock oder einer Fahne markiert, so dass der Bauer um das Kitz herummähen kann», erläutert Livio Son und fährt fort: «Gleich nach dem Mähen entfernt der Bauer die Harassen und dann warten die Kitze, bis sie ihre Mutter abholen kommt.»

Der Rehkitz-Retter ergänzt: »Es gibt auch das Vorgehen, dass die Kitze an den Waldrand getragen und dort mit einem Harass gesichert werden. In unserer Region wird jedoch das Abdecken in der Wiese bevorzugt.»

Drohnenaufnahme von zwei Helfern, die das Rehkitz mit einem Harass bedecken. Bild: zVg

Bis Mitte/ Ende Juni

Auf die Frage, wie lange die Felder noch abgesucht werden, antwortet Livio Son: «Da das Wetter eine grosse Rolle spielt und viele Bauern schon sehr früh gemäht haben (Bevor die meisten Rehgeissen gesetzt haben) kann es gut sein, dass es im sogenannten 2. Schnitt oder in den Ökoflächen ebenfalls Kitze drin hat. Letztes Jahr war das des Öfteren der Fall. Deshalb suchen wir bis Mitte / Ende Juni die Flächen weiterhin ab.»

Ehrenamtliche Aufgabe

Der Kaltbrunner fügt an: «Wir sind da auf die Mithilfe der Bauern angewiesen. Sie sind es, welche ihre Felder anmelden können. Da die Bauern von Tierschutz wegen verpflichtet sind, Massnahmen gegen das Vermähen von Kitze zu ergreifen, ist es für sie sicher am einfachsten, wenn sie sich bei dem zuständigen Jäger oder der Rehkitzrettung melden. Die Kitzsuche ist für Bauern kostenlos. Sie wird ehrenamtlich durchgeführt.»

Linda Barberi, Linth24