Am Montagmorgen informierten Kanton, Gemeinde und Zweckverband über die geplante Nutzung des geschlossenen Pflegezentrums in Uznach. Félix Brunschwiler, Gemeindepräsident von Schmerikon und Präsident des Zweckverband Pflegezentrum Linthgebiet, räumte gleich zu Beginn alle Zweifel aus dem Weg, ob die Schliessung wirklich nötig war. Die defizitären Zahlen sprachen eine zu deutliche Sprache. Moderator Sven Bradke: «Das Thema wird sicher alle noch eine Weile beschäftigen.»
Nur befristet: Pflegezentrum Uznach als Asylzentrum


Drei Jahre lang bemühte sich der Verwaltungsrat um eine Neuausrichtung des regionalen Pflegezentrums. Weil aber konventionelle Langzeitpflege keine regionale Verbundaufgabe mehr ist, war die Herausforderung, alle Betten zu besetzen um den Betrieb kostendecken zu gewährleisten einfach zu hoch. Hinzu kam der Konkurrenzkampf mit gemeinde-eigenen und privaten Pflegeinrichtungen. Félix Brunschwiler: «Der bei der Bevölkerung entstandene Eindruck, man hätte das Pflegezentrum heruntergefahren, um Platz für Asylsuchenden zu machen, ist unhaltbar.»

Asylzentrum nur als Zwischennutzung
Jürg Eberle, Leiter Migrationsamt St. Gallen: «Die bisherigen Erfahrungen und Prognosen zeigen, dass die Asylgesuche mit Beginn der Schönwetterperiode ansteigen. Die bisherigen kantonalen Zentren sind bereits bei 80 bis 85% Auslastung. Die Vorlaufzeit bei Zuweisungen des SEM beträgt gerade mal 12 Stunden. Der Kanton hat dem Migrationsamt den Auftrag für eine neues Zentrum erteilt. Zufällig erfuhren wir vom leerstehenden PZL.»
Befristeter Mietvertrag
Die Parteien vereinbarten einen befristeten Mietvertrag, der aber noch nicht unterschrieben ist. Diego Forrer, Gemeindepräsident von Uznach: «Am 26. April werden wir in der Aula Haslen die Bevölkerung informieren. Der Gemeinderat Uznach steht hinter dem Projekt, gibt der Bevölkerung aber auch Zeit und Möglichkeit, sich zum geplanten Zentrum zu äussern.»
Verträge noch nicht unterschrieben
Félix Brunschwiler: «Der Zweckverband macht nichts ohne Einverständnis der Gemeinde Uznach.». Die involvierten Vertragsparteien wünschen sich mehr Sachlichkeit in der ganzen öffentlichen Diskussion. Jürg Eberle: «Die Einwohner sollen bei Fragen das Migrationsamt St. Gallen kontaktieren. Wir sind offen und bereit und nehmen die Sorgen und Ängste ernst.» Die Konditionen des Mietvertrags richten sich nach einem Gutachten zu marktüblichen Bedingungen, gemietet wird das ganze Objekt, sämtliche Nebenkosten werden übernommen. Das geplante Asylzentrum wird auch Arbeitsplätze schaffen
Kein Ferienlager
Tilla Jacomet, Leiterin Asylabteilung des Migrationsamtes: «Der ganze Betrieb wird von den Asylsuchenden so weit als möglich bewirtschaftet. Alle sind in eine klare Struktur eingebunden. Schul- und Sprachunterricht für Erwachsene, Kinder und Jugendliche, Reinigung, Unterhalt, Beschäftigungsprogramme.

Sonderfall Ukraine
Falls nötig, werden im Zentrum auch ukrainische Flüchtlinge untergebracht, bis die Gemeinden diese selber platzieren können. Die ukrainischen Flüchtlinge sind Schutzsuchende und sind nicht in einem normalen Asylverfahren. Die Höchstzahl an Bewohnern im Zentrum liegt bei 100-140 Asylsuchenden oder höchstens 160 Flüchtlingen.
Informationsveranstaltung am 26. April 2022
Der Kanton, die Standortgemeinde Uznach und Vertreter des Zweckverbandes informieren die lokale Öffentlichkeit an einer Informationsveranstaltung über das geplante und befristete kantonale Asylzentrum. Die Veranstaltung findet am 26. April 2022 um 19 Uhr in der Aula Haslen in Uznach statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.