Traditionell findet die GV der EZL am ersten Donnerstag im März statt. So auch in diesem Jahr, aber wie in den Vorjahren auch 2022 ohne physische Anwesenheit der Aktionärinnen und Aktionäre. VR-Präsident Hansruedi Müller bedauert dies, wie er im Brief an die Aktionäre schreibt, aber EZL wolle die Gesundheit aller Beteiligten schützen, die Sicherheit der Mitarbeitenden und Aktionäre gehe vor. Um aber im Gespräch mit den Anteilseignern zu bleiben, plant EZL, wenn es die Corona-Situation zulässt, im Sommer ein Get-together zu veranstalten. Denn wie die Aktionäre vermissen auch die VRs und GL-Mitglieder der EZL den Austausch von Angesicht zu Angesicht schmerzlich.
Rekordabsatz an Energielieferungen
Umso mehr, als rundherum nur Positives zu berichten ist: Dank eines längeren Winters und eines kühlen Frühlings verzeichnete EZL mit 608,9 GWh Gaslieferungen, was einem Plus von 11,8% entspricht, einen Rekordabsatz im GJ 2021. Das führte zu einem erfreulich robusten Gewinn in Höhe von 4.4 Mio. CHF (nach Minderheiten). und zu einer Erhöhung der Dividende auf 60 CHF pro Aktie.
Vielversprechende Aussichten bietet auch die Mobilität: Um 24% stieg der Absatz an 100% komprimiertem Biogas, obschon CNG nach wie vor ein Schattendasein hinter der Elektromobilität fristet. Eine erfreuliche Absatzsteigerung bei der Fernwärme und eine deutlich angestiegene Nachfrage im Bereich Energiedienstleistungen runden den positiven Geschäftsverlauf ab. Zudem legten alle drei Tochterunternehmen, nämlich die MZ Sanitär + Heizung AG, Lampert + Walker AG und Erdgas Obersee-Linth Transport AG wirtschaftlich erfolgreiche Jahresabschlüsse vor.
Mit «Fit for Future» wurde von EZL ein zentrales IT-Projekt umgesetzt, das den Grundstein für die Digitalisierung von Kundenprozessen legt. Per Oktober 2021 erfolgte die Einführung neuer Systeme in den Bereichen ERP, CRM, Energiedatenmanagement und Leistungsabrechnung. Kundinnen und Kunden wie auch Mitarbeitende profitieren von einfacheren Prozessen, transparenteren Abrechnungen und erhöhter Effizienz.
Versorgungssicherheit gewährleistet
Ein Wermutstropfen gibt es allerdings: Energieverknappung und geopolitische Ereignisse wie die zurückhaltende Gaslieferpolitik von Russland in 2021 liessen die Energiepreise auf einen absoluten Höchststand klettern. Deshalb mussten die Verkaufspreise mehrmals angepasst werden. Am Rand der GV war der Krieg in der Ukraine das beherrschende Thema. Das vorläufige Ende der Gaspipeline Nordstream 2 und die Unsicherheit, wie es mit den Lieferungen aus Russland generell weitergeht, haben auf die Gasversorgung in Europa und der Schweiz direkten Einfluss. Noch sind bis zu 50% auch hierzulande russischen Ursprungs. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Alternativen zu russischem Gas, was steigende Preise zur Folge hat. EZL arbeitet daran, wie Hansruedi Müller ausführte, die bestmöglichen Preise für die Kunden über Absicherungsgeschäfte und Einkaufsbündelung herauszuholen.
Die Schweiz sei aber, so schränkt es Ernst Uhler, CEO der EZL, ein, nicht in gleichem Masse abhängig vom russischen Gas, wie das z.B. in Deutschland nach dem dort beschlossenen Atomausstieg der Fall sei. Die Versorgungssicherheit in der Schweiz sei gewährleistet, so Uhler weiter, auch weil wir uns jetzt auf den Frühling und Sommer zu bewegen und der Bedarf dann jeweils deutlich absinkt. Allgemein sei genug Gas auf dem Markt verfügbar.
EZL setzt auf neue Energien aus der Region
Die EZL setzt bereits seit Jahren auf «neue Energien», wie Hansruedi Müller im Vorwort des Geschäftsberichts schreibt. Der fossile Energieträger Erdgas ist weiterhin das Standbein, aber unter dem Namen «green2energy» in Zusammenarbeit mit der Axpo Power AG soll z.B. in Jona schon bald aus Grüngut Biogas in grösseren Mengen erzeugt werden. Das Projekt SeeRose in Rapperswil sieht vor, künftig Wärmeenergie aus dem Wasser vom Oberen Zürichsee zu gewinnen und damit viele Liegenschaften mit erneuerbarer Energie versorgen zu können. Obschon einige Projekte noch in der Entwicklungsphase sind, spürt EZL bereits ein grosses Interesse.
Die Produktion von Biogas ist bereits seit einigen Jahren in vollem Gange, mit 65 GWh trägt das zum Teil von EZL selbst produzierte Biogas 10% zum Gesamt-Gasabsatz der EZL bei. Es war also Zeit, auch den Geschäftszweck der EZL an die neuen Realitäten anzupassen. Dazu brauchte es an der GV eine Statutenänderung, die mit 99,4% der Stimmen angenommen wurde.
Ausbau der Wärme- und Energieverbünde
Ernst Uhler geht davon aus, dass bis 2050 der Anteil des Gases am Energiemix auf ca. einen Drittel zurückgeht. Die Herausforderung dabei bestehe, die Infrastruktur weiterhin so zu erhalten und zu gestalten, dass auch mit den geringeren Energiemengen ein vernünftiges Geschäft betrieben werden könne. Darum liege der Fokus auf dem Ausbau der Wärme- und Energieverbünde. Hansruedi Müller ergänzt, dass es mit dem Wandel zu erhöhtem Strombedarf einen komplementären Energieträger brauche, um Überschussstrom in ein chemisches Medium zu wandeln, welches die Speicherung erlaubt. Da werde unter anderem sauberes Gas der zukünftige Energieträger sein, wie er am Rande der GV ausführte. Deshalb bleibe das Gasnetz unverändert notwendig, vielleicht nicht die feinen, aber die grossen Verteilnetze, ist Müller überzeugt.
Ausblick
In den ersten fünf Monaten des aktuellen Geschäftsjahres konnte EZL in etwa die gleiche Menge Energie absetzen wie in der Vorjahresperiode, dies bei identischem Temperaturniveau. Bei deutlich mehr Sonnenstunden sorgten die kalten Winternächte für einen hohen Wärmebedarf. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung sind deshalb zuversichtlich für das laufende Jahr.